Seit Anfang Oktober 2025 wird die „Pulsed Field Ablation (PFA)“ auch in der Sektion Elektrophysiologie der Klinik für Kardiologie in der MüK Harlaching zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern eingesetzt.
In der Therapie des paroxysmalen Vorhofflimmerns hat sich die PFA gegenüber anderen ablativen Katheterverfahren wie Cryo- oder Radiofrequenzablationen in randomisierten Studien (ADVENT, Single Shot Champion, Beat-Parox-AF, MANIFEST-17K) als therapeutisch ebenbürtig und sicher erwiesen. Zudem punktet die PFA mit Sicherheitsvorteilen wie einer deutlich kürzeren Eingriffszeit und einer gewebeschonenderen Technik, beides wichtige Faktoren zur Vermeidung von Komplikationen.
„Wir sind glücklich, mit der PFA (FarapulseTM, Boston Scientific) ein sicheres und gewebeschonendes Verfahren zur Behandlung des paroxysmalen Vorhofflimmerns nun auch Patient*innen im Münchner Süden anbieten zu können. Durch ihren besonderen Wirkmechanismus hat die PFA das Potential sich bei bestimmten Patient*innen zur Erstablation, bzw. Erstlinientherapie des Vorhofflimmerns zu entwickeln.“
Dr. Erwin Glück, Leitender Arzt der Sektion für Elektrophysiologie
PFA: Athermische Behandlungsoption durch Elektroporation
Beim Vorhofflimmern, das meist den linken Vorhof betrifft, stammen die störenden elektrischen Impulse vorrangig aus den Myokardzellen, die in und um die (meist) vier Pulmonalvenen gelegen sind. Sie gilt es durch eine „Pulmonalvenenisolation“ auszuschalten. Auch bei geringer Komplikationsrate, bergen thermische Ablationsverfahren, welche die Herzmuskelzellen durch Hitze-, bzw. Hochfrequenzströme oder Kälte zerstören, theoretisch ein höheres Risiko der Schädigung umliegender Strukturen. Davon können die Speiseröhre, der Nervus phrenicus oder die Pulmonalvenen selbst in Form von Stenosen betroffen sein. Dieses Risiko wird durch die Elektroporationstechnik der PFA reduziert:
Durch die athermisch wirkende Energieabgabe entstehen sehr schnelle elektrische Felder, die zu einer Destabilisierung der Zellmembranen durch Mikroporen mit Verlust der Zellhomöostase und nachfolgend zum Absterben der Kardiozyten führen. Die Besonderheit dabei besteht in der Selektivität für Herzmuskelzellen, da die verschiedenen Gewebearten unterschiedliche Nekrose-Schwellenwerte besitzen, womit Umgebungsschäden reduziert werden.
„Uns liegt die Prävention und Früherkennung des Vorhofflimmerns im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen. Häufig nehmen Patient*innen Vorhofflimmern nicht wahr oder verkennen die Symptome, so dass es tragischerweise erst durch schwerwiegende Folgeerkrankungen wie neu aufgetretene Herzinsuffizienz oder Schlaganfall entdeckt wird. Unseren niedergelassenen Kollegen, bzw. deren Patienten mit Rhythmusstörungen –oder Symptomen, die darauf hinweisen – bieten wir die Möglichkeit, sich frühzeitig in unserer Rhythmussprechstunde ausführlich über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten beraten zu lassen. Wurde die Art der Herzrhythmusstörung bereits per EKG diagnostiziert, erklären wir gerne detailliert den Ablauf der Behandlungsmöglichkeiten – inklusive der PFA-Technik – immer unter Einbeziehung eventueller Begleiterkrankungen.“
Dr. Erwin Glück
Vorhofflimmern frühzeitig entdecken
Zur Vorbeugung von Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen ist ein gesunder Lebensstil maßgeblich, der Risikofaktoren wie Übergewicht und Diabetes, Bluthochdruck oder Alkohol und Tabakkonsum minimiert. Zudem ist aufgrund der unausweichlichen Herzalterung für Menschen ab 65 Jahren oder bei bekannter Herzrhythmusstörung eine regelmäßige Kontrolle vor allem der Pulsfrequenz durch Tasten, Blutdruckmessgeräte oder auch smartwatches zu empfehlen.
Vorhofflimmern oder „Atrial Fibrillation“ (AF) ist die häufigste, mit dem Lebensalter zunehmende Herzrhythmusstörung, sie kann anfallsartig oder chronisch auftreten. Nicht selten bleibt sie unerkannt und zeigt sich erst durch gefürchtete Komplikationen wie Schlaganfall oder Herzinsuffizienz. Das Management des Vorhofflimmerns ist komplex und bedarf genauer, individueller Abklärung unter Berücksichtigung von Begleiterkrankungen. Bei bestimmten Personengruppen ist eine frühe Kathetherablation einer langfristigen, medikamentösen Behandlung vorzuziehen, um Komplikationen und Chronifizierungen zu vermeiden.
