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Vielfältige Bildungswege ermöglichen vielfältige Kompetenzen im OP

Pflegende als Teil des interprofessionellen OP-Team's

Die Akademie der München Klinik bietet bereits seit 33 Jahren die Weiterbildung „Pflege im Operationsdienst (DKG)“ an. In dieser Zeit wurden zahlreiche Gesundheits- und Krankenpflegende für die Tätigkeiten im Operationssaal qualifiziert. Heike Schlemmert leitet die Weiterbildung seit acht Jahren. Unter ihrer Leitung fand 2015 die Umsetzung der überarbeiteten DKG Richtlinien statt.

Seitdem ist die Weiterbildung modular aufgebaut. In den Fachmodulen erfolgt die Vermittlung von operationstechnischen Fachkenntnisse. In den Basismodulen werden übergreifende Kompetenzen für eine berufliche Weiterentwicklung gefördert. Hierzu gehören pädagogische und pflegewissenschaftliche Kompetenzen, Kenntnisse zu Prozess- und Qualitätsmanagements sowie ökonomische, ethische und rechtliche Aspekte

der Pflege im OP. Die Weiterbildung unterstützt damit in besonderem Maße die berufliche Entfaltung und Weiterentwicklung der Teilnehmer. Sie bereitet auf die Arbeit im interdisziplinären Team genauso vor, wie auf die Anleitung der neuen Mitarbeiter und Auszubildenden im OP und die damit verbundenen pädagogischen Anforderungen. Einige der Weiterbildungsinhalte können den Weg zu erweiterten Führungs- und Leitungsaufgaben ebnen.

Schlemmert

Frau Heike Schlemmert

Kursleitung: Operationsdienst, Strahlenschutz, Schmerzexperte, Wundassistenz


Tel: (089) 3068 7905
Fax: (089) 3068 7525

E-Mail an Frau Heike Schlemmert

Weitere Informationen finden Sie in unserem Buchungsportal

Im Gespräch mit Heike Schlemmert:

Frau Schlemmert, die DKG geht von einer Vertiefung von Kompetenzen im Kontext dieser Weiterbildung aus, was ist darunter zu verstehen?

Die Zugangsvoraussetzungen für die Weiterbildung sind eine abgeschlossene Berufsausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger sowie eine mindestens sechsmonatige Tätigkeit im Operationsdienst. Damit bringen die Teilnehmenden bereits Berufserfahrung für die Arbeit im OP mit. Darauf können wir in der Weiterbildung aufbauen und die vorhandenen Kompetenzen erweitern und vertiefen. Diese Kompetenzentwicklung kann man verdeutlichen an der Differenzierung des Arbeitsprozesswissens in drei aufeinander aufbauenden Niveaustufen.

Stufe 1: Handlungsleitendes Wissenbeinhaltet das Wissen, dass etwas gemacht wird.

  • Dies umfasst alle Regeln und Vorschriften für das berufliche Handeln.  

Stufe 2: Handlungserklärendes Wissen beinhaltet das Wissen, wie etwas gemacht wird.

  • Hierin ist das Verstehen der einzuhaltenden Regeln integriert. Damit sind Fachkräfte in der Lage, die beruflichen Aufgaben zu durchschauen und eigenverantwortlich auf der Grundlage ihrer Einsichten in die Arbeitsprozesse zu handeln.

Stufe 3:  Handlungsreflektierendes Wissen, warum etwas gemacht wird.

  • Zeigt die Befähigung, bei der Bewältigung beruflicher Aufgaben situationsbezogen unterschiedliche Vorgehensweisen und Lösungsmöglichkeiten in Abstimmung mit anderen Beteiligten einzuschätzen und auszuschöpfen.

Das Vorwissen – entsprechend der ersten beiden Stufen – bringen die Teilnehmenden nach der Ausbildung und einer Einarbeitungszeit im OP mit. In der Weiterbildung wollen wir das Niveau des handlungsreflektierenden Wissens erreichen. Mit diesem handlungs-reflektierenden Arbeitsprozesswissen, in Verbindung mit Methoden eines geplanten strukturierten Vorgehens aus dem Projektmanagement, einer wissenschaftlich begründeten und einer vorausschauenden schnittstellenübergreifenden Arbeitsweise, erlangen die Teilnehmenden wichtige Voraussetzungen für die Förderung einer pflegewissenschaftlichen Kompetenz. Hierin sehe ich einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung.

Worin sehen Sie den besonderen Vorteil einer beruflichen Vielfalt im OP? Neben der Qualifizierung als Gesundheits- und Krankenpflegende in Form einer Weiterbildung, gibt es seit einigen Jahren auch Ausbildungsberufe zu Operationstechnischen Assistenten (OTA) und Anästhesietechnischen Assistenten (ATA).

Tatsache ist: im OP herrscht ein Mangel an Fachkräften! Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, verschiedene Zugangswege anzubieten. Das ist sowohl über den Weg der OTA/ATA- Ausbildung als auch über eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegenden ergänzt durch die Weiterbildung „Pflege im Operationsdienst“ gegeben.

 

 

 

 

 

 

So entsteht auch im OP ein vielfältiger Skillmix, die Kollegen unterstützen sich gegenseitig oder lernen voneinander – im Sinne einer optimalen interdisziplinären Zusammenarbeit. Das Ziel muss die bestmögliche perioperative Pflege und Betreuung der Patienten sein: vom Einschleusen des Patienten in den OP bis zum Ende der Überwachungszeit im Aufwachraum. Dazu ist es erforderlich, Strukturen zu verändern, Projekte für eine bessere Pflege durchzuführen und neues Wissen einzubringen.

Veranschaulicht an einem konkreten Beispiel: Es besteht die Forderung, die Wechselzeiten zwischen den Operationen zu verkürzen. Von Seiten des Managements werden dazu seit Jahren Konzepte entworfen und eingeführt, wie zum Beispiel die Einrichtung von Rüstzonen. Dies sind Bereiche oder Räume, in denen zeitlich überlappend zur vorangegangenen Operation die Instrumentiertische für die nachfolgende Operation vorbereitet werden. Hierbei ist es von besonderer Bedeutung, dass die Pflege sich bereits in der Planungsphase an der Ausarbeitung des Konzeptes beteiligt, um die Verantwortlichkeiten für eine fachgerechte Vor- und Nachbereitung einer Operation mit allen unerlässlichen Aufgaben zu regeln. Dies kann nur gelingen, wenn sich alle beteiligten Professionen mit ihren Erfahrungen einbringen und an einem Konsens arbeiten.

Vielfältigkeit spielt nicht nur im beruflichen Kontext eine Rolle, sondern ist auch in unserem Bildungssystem – im Sinne der Gestaltung individueller Bildungswege – ein wichtiges gesellschaftliches Ziel. Bildungsprozesse sollten idealerweise über den gesamten beruflichen Lebensweg ermöglicht werden und die persönliche und berufliche Entwicklung aller Menschen zu jedem Zeitpunkt fördern. Individuell gestaltete Ausbildungs- und Weiterbildungswege erhöhen idealerweise die Zufriedenheit im Berufsleben. Welche Erfahrungen haben Sie als Kursleitung bisher gemacht?

Die jungen Pflegenden in den Weiterbildungen sind zielstrebig, sie haben viele Ideen und oft noch einen anderen Blick auf die Bedingungen im OP. Sie wünschen sich von Ihren Vorgesetzten eine klare Strategie für die Ausrichtung der Abteilung, was die Qualität der Arbeit, die Führung, Innovationen und Veränderungen betrifft. Sie möchten mitgestalten. Während der Weiterbildung bekommen sie die Möglichkeit, über den „Tellerrand“ zu schauen und sich auszutauschen. Dadurch nehmen sie neue Ideen auf und können diese in ihre Abteilung einbringen. Sie sind daran interessiert, sich an Veränderungs- und Verbesserungsprozessen zu beteiligen, zum Beispiel die Einführung der erwähnten Rüstzonen. Ebenso können sie aus pflegerischer Perspektive die Integration neuer OP- Verfahren mit der dazu gehörenden Erarbeitung der Pflegestandards oder die Einarbeitung neuer Mitarbeiter initiieren. Sehr viele Kollegen engagieren sich und möchten Verantwortung übernehmen. Dafür sind sie auch bereit, je nach Neigungen und Fähigkeiten noch weiter zu lernen – sei es im pädagogischen oder Managementbereich. Die Modularisierung der Weiterbildungen hat in diesem Zusammenhang zu einem besseren Anschluss bzw. der Anrechenbarkeit auf ein Studium oder andere Qualifizierungen geführt. Weitere Entwicklungswege sind dadurch möglich. Wenn man dieses berufliche Selbstverständnis unterstützt und fördert, dann leistet dies einen Beitrag dazu, wie wir als Pflegende im OP wahrgenommen werden und die Pflegenden sind zufrieden und stolz auf ihren Beruf.

                                                                         Das Gespräch führte Martina Grosch

 

 

 

 

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