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Hormone, Stoffwechsel, Infektionen, Haut, HNO

Schilddrüsen-OP

Eine Schilddrüsen-OP ist notwendig, wenn krankhaftes Gewebe entfernt werden muss. Bei bösartigen Erkrankungen muss operiert werden, aber auch bei gutartigen Erkrankungen wie z.B. Morbus Basedow kann eine Operation notwendig sein. Wird die gesamte Schilddrüse entfernt, sprechen Mediziner*innen oft von einer Thyreoidektomie, bei einer teilweisen Entfernung von einer Hemithyreoidektomie.

Wann wird eine Schilddrüsen-OP durchgeführt?

Operationen an der Schilddrüse oder einer Schilddrüsenhälfte werden ganz überwiegend dann durchgeführt, wenn sogenannte kalte Knoten in der Schilddrüse entdeckt wurden, die auf Schilddrüsenkrebs hindeuten oder ein Risiko bergen, bösartig zu sein oder zu werden. Die Chirurgen entfernen dann einen Teil eines Schilddrüsenlappens, einen vollständigen Lappen oder die gesamte Schilddrüse.

Vereinzelt kann eine Vergrößerung der Schilddrüse, ein sogenanntes Struma, eine Operation bedingen, wenn das wuchernde Gewebe andere Organe einengt und dadurch das Schlucken oder Atmen behindert.

Zudem lässt sich in sehr seltenen Fällen eine Schilddrüsenüberfunktion nicht durch Medikamente oder sonstige nicht-operative Therapien eindämmen und es kommt zu krisenhaften Entgleisungen des Stoffwechsels. Aus dieser lebensbedrohlichen Situation kann dann nur noch eine Schilddrüsen-Operation herausführen.

Bei Morbus Basedow, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, versuchen die Mediziner*innen stets, ein Gleichgewicht mit Medikamenten und unter Umständen auch einer Radiojodtherapie herzustellen. Wenn sich diese Therapien aber als nicht ausreichend wirksam erweisen und gefährliche Entgleisungen eintreten, kann es erforderlich sein, die Schilddrüse komplett entfernen.

Bei der so genannten Schilddrüsenautonomie – meist eine Folgeerkrankung der Schilddrüsenvergrößerung, bei der heiße Knoten unbändig viele Hormone produzieren, – entnehmen wir hingegen nur die Bereiche der Schilddrüse, in denen sich die Knoten befinden.

Erkrankungen, die eine Schilddrüsen-OP bedingen

Bei folgenden Erkrankungen ist eine Operation notwendig oder kann erforderlich sein:

  • Schilddrüsenkrebs und Krebsverdacht (suspekter Knoten)
  • Schilddrüsenvergrößerung (Struma)
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Morbus Basedow
  • Schilddrüsenautonomie

Wie läuft eine Schilddrüsen-OP ab?

Je nach Erkrankung setzen wir verschiedene OP-Techniken ein. In der Regel nehmen wir Schilddrüsen-Operationen während einer Vollnarkose vor, so dass die Patient*innen den Eingriff verschlafen und keine Schmerzen verspüren. 

Am Ende der Operation vernähen wir den Hautschnitt mit Fäden, die sich selbst auflösen. Dabei setzten wir eine Nahtmethode ein, die die spätere Narbe möglichst unauffällig macht.

Die minimal-invasive OP

In einigen wenigen Fällen ist ein minimal-invasives Operationsverfahren möglich: Bei kleinen, als gutartig eingeschätzten Knoten können wir diese oder die sie umgebenden Areale videoassistiert entfernen, was den kosmetischen Vorteil eines kürzeren Hautschnitts – meist nur etwa 1,5 Zentimeter – bringt.

Durch diesen Schnitt führen wir dann eine Kamera ein, die uns die notwendige Sicht für das operative Vorgehen verschafft.

Die offene OP

Bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs oder z.B. bei einer vergrößerten Schilddrüse wird das Standardverfahren eingesetzt. Unsere Chirurg*innen arbeiten stets mit einer Lupenbrille und können somit die feinen Strukturen sauber differenzieren und präparieren. Den meist etwa zwei bis drei Zentimeter langen Schnitt setzen sie etwas oberhalb des Schlüsselbeins an (sogenannter Kragenschnitt), so dass die Narbe später in einer Hautfalte liegt und kaum auffällt.

Wir legen die Nerven frei, so dass sie für uns sichtbar sind. Millimeter für Millimeter entfernen wir knotiges Gewebe, das in der Nähe des Stimmbandnervs oder sonstiger empfindlicher Strukturen liegt. Mikrodissektionstechnik nennt sich diese Operationsmethode, bei der unsere Spezialistinnen und Spezialisten für die Endokrine Chirurgie eine herausragende Expertise besitzen. 

Hemithyreoidektomie bei einzelnen gutartigen Knoten

Ob wir nur kleine Areale, einen kompletten Schilddrüsenlappen oder gar die gesamte Schilddrüse entfernen, hängt entscheidend von den Vorbefunden ab. Wir orientieren uns dabei stets an den aktuellen medizinischen Leitlinien, die von anerkannten deutschen Schilddrüsen-Spezialist*innen auf Basis aller vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse erarbeitet und aktualisiert werden. Bei einzelnen gutartigen Knoten entfernen wir diese meist mit einem Randsaum oder das Teilareal, in dem sich dieser Knoten befindet.

Thyreoidektomie bei mehreren Knoten

Befinden sich mehrere Knoten in einem Schilddrüsenlappen, empfehlen die gültigen deutschen Leitlinien, dass anders als früher in den meisten Fällen nicht mehr nur Teilareale, sondern der gesamte Schilddrüsenlappen entfernt wird.

Warum gehen die Schilddrüsen-Chirurg*innen in Deutschland heutzutage deutlich radikaler vor als dies noch vor einigen Jahren üblich war? Zum einen hat sich herausgestellt, dass bei Teilentfernungen die Rückfallquote für Knoten im verbleibenden Schilddrüsengewebe bei über 40 Prozent lag. Zum zweiten sind Zweit-Eingriffe mit deutlich höherem Risiko für eine Nervenschädigung verbunden, da nach jedem Eingriff Verwachsungen entstehen, die eine weitere Operation im gleichen Bereich erschweren.

Neuromonitoring während der OP

Bei allen Schilddrüsen-Operationen arbeiten wir mit dem sogenannten Neuromonitoring der Stimmbandnerven: Mittels Elektroden und spezieller medizintechnischer Geräte überwachen wir während der gesamten Operation, dass diese Nerven intakt bleiben.

Optische und akustische Signale melden sofort, wenn Operationsbesteck in die Nähe dieser wichtigen Nerven gelangt. Durch die Überwachung, aber vor allem durch unser sorgfältiges Vorgehen stellen wir sicher, dass wir die Stimmbandnerven während der Operation schonen.

Nebenschilddrüsen erhalten trotz Entfernung der Schilddrüse

Nicht nur der Stimmbandnerv, sondern auch die vier linsengroßen Nebenschilddrüsen, die oft unmittelbar an der hinteren Fläche der Schilddrüse anliegen, gilt es während der Schilddrüsen-Operation zu schonen. Selbst wenn wir die Schilddrüse komplett entfernen, erhalten wir möglichst alle Nebenschilddrüsen und deren Gefäßversorgung, damit der Kalzium-Spiegel im Blut weiterhin auf natürliche Weise reguliert wird.

Falls die kleinen Nebenschilddrüsen an dem Schilddrüsengewebe anhaften und nur über diese mit Blut versorgt wurden, retten wir die Nebenschilddrüsen und pflanzen sie in eine eigens geschaffene Tasche in der Halsmuskulatur ein, wo sie ihre Aufgabe wieder aufnehmen.

Das Schnellschnitt-Verfahren

Falls sich vor der Operation nicht eindeutig klären ließ, ob es sich bei den Knoten um bösartige Tumore handelt, leiten wir noch während des Eingriffs eine Gewebeuntersuchung, einen Schnellschnitt, ein: Wir lassen die Gewebsprobe in unserem pathologischen Labor schnittweise untersuchen.

Innerhalb von 20 Minuten, spätestens einer halben Stunde, erhalten wir ein Ergebnis – also noch während der die Patientin oder der Patient in Narkose auf dem Operationstisch liegt. In den seltenen Fällen, dass sich in den Gewebeschnitten tatsächlich krankhaft veränderte Zellen gezeigt haben, setzen wir die Operation fort, wie es bei Schilddrüsenkrebs angesagt ist.

Zweiteingriffe erfordern besonders viel Können

Bei Zweit-Operation an einer Schilddrüse besitzen unsere Chirurg*innen viel Erfahrung und ein weitreichendes Können. Diese Eingriffe sind beispielsweise dann erforderlich, wenn erneut suspekte Knoten in dem Schilddrüsengewebe auftreten, das bei einer früheren Operation im Körper belassen wurde.

Verwachsungen und Vernarbungen erschweren in solchen Fällen oftmals erheblich, die empfindlichen Strukturen in dieser Region zu identifizieren und schonen, weshalb das Risiko für Komplikationen höher ausfällt. Durch unsere umfassende Expertise können wir die Risiken jedoch auf ein Minimum herabsetzen.

Nach der OP

Wie lange bleibt man in der Klinik?

In der Regel bleiben die Patient*innen noch bis zum zweiten Tag nach der Operation in unserer Klinik.

Während dieser Zeit beobachten wir nicht nur den Gesundheitszustand und die Wundheilung, sondern veranlassen zudem eine weitere Kehlkopfspiegelung durch eine*n HNO-Ärzt*in. Somit können wir ausschließen, dass der empfindliche Stimmbandnerv Schaden davon getragen hat.

Behandlungsplan für die Nachsorge

Unsere Patientinnen und Patienten gehen stets mit einem konkreten Behandlungsplan, den wir noch während des Aufenthalts organisieren, nach Hause. Sollte eine Hormonsubstitution notwendig sein, weil wir die gesamte Schilddrüse oder sehr große Teile entfernt haben, dann halten wir unsere Empfehlung für den zuweisenden Hausarzt oder Endokrinologen in einem Arztbrief fest.

Sobald das Ergebnis der Gewebeuntersuchung in unserer Pathologie vorliegt, besprechen wir die Befunde mit unseren Patient*innen. Falls sich Krebszellen gezeigt haben, empfehlen wir unter Umständen eine sich anschließende Radiojod-Therapie, bei der wir eng mit Nuklearmediziner*innen in der Uniklinik Rechts der Isar zusammenarbeiten.

Finale pathologische Untersuchung innerhalb von 72 Stunden

Das entnommene Gewebe wird in die Pathologie gegeben, die dann mit aufwendigeren Verfahren als beim Schnellschnitt nochmals untersucht, ob Krebszellen oder kleine Mini-Karzinome vorhanden sind. Sollten sich auffällige Befunde ergeben, muss eventuell eine Krebstherapie angesetzt, manchmal auch nochmal weiteroperiert werden (Komplettierungsoperation).

Wissenschaftliche Studien, bei denen unser Chefarzt Prof. Dr. Ayman Agha federführend beteiligt war, haben erwiesen, dass ein Zweit-Eingriff innerhalb von drei Tagen weniger Risiken birgt, als wenn längere Zeiträume vergangen sind und das Gewebe bereits Narben bildet. Daher haben wir in unserer Klinik die Prozesse so gestaltet, dass spätestens 72 Stunden nach der Operation die finalen Ergebnisse aus der Pathologie vorliegen. Somit können wir auch in den seltenen Fällen, wenn die finale pathologische Untersuchung Krebsnachweise erbracht hat, die im Schnellschnitt nicht zu erkennen waren, die Patienten optimal weiterbehandeln.

Vorbereitung auf die Schilddrüsen-OP

Wenn wir in unserer Sprechstunde gemeinsam mit den Patient*innen eine Entscheidung für eine Schilddrüsen-Operation gefällt haben, wird zeitnah ein Termin für diesen Eingriff erstellt und an Sie ausgehändigt. Bereits einen Tag vor der Operation nehmen wir Sie dann in unserer Klinik auf, damit wir das geplante Vorgehen in Ruhe mit ihnen durchsprechen können.

Was Sie zum Vorgespräch mitbringen sollten

  • Laboruntersuchungen des Blutes
  • Ultraschall-Untersuchung
  • Szintigrafie der Schilddrüse (bildgebende nuklearmedizinische Untersuchung)

Heiße und kalte Knoten. OP ja oder nein?

Bei einer Szintigrafie zeigen sich „kalte Knoten“ als blaue Areale, da sie nicht mehr am Schilddrüsen-Stoffwechsel teilnehmen. Rote Bereiche in den Szintigrammen entstehen durch die hohe Hormonaktivität „heißer Knoten“.

Während heiße Knoten meist medikamentös oder durch eine eventuelle Radiojod-Therapie gut zu behandeln sind, erwägen die Mediziner*innen oftmals, kalte Knoten wegen des – wenn auch geringen – Krebsrisikos zu entfernen.

Ultraschall-gestützte Feinnadel-Biopsien

Ultraschall-gestützt können wir auch Feinnadel-Biopsien an den kalten Knoten vornehmen lassen, die aufgrund der Ultraschall- oder Szintigrafie-Bilder suspekt erscheinen. Dabei werden kleine Gewebeproben aus dem Knoten entnommen, die unsere Pathologie anschließend untersucht.

In den Fällen, in denen tatsächlich bösartige Zellen festgestellt werden, hilft uns das Untersuchungsergebnis, die OP als weitreichenden Eingriff zu planen.

In den Fällen, in denen sich keine Krebszellen nachweisen ließen, der Knoten in der Bildgebung aber weiterhin suspekt erscheint, raten wir aus Sicherheitsgründen – entsprechend der medizinischen Leitlinien – dennoch oftmals zu einer Operation.

Kehlkopfspiegelung vor jeder Schilddrüsen-OP

Die schmetterlingsförmige Schilddrüse liegt in unmittelbarer Nähe des Kehlkopfes und der Stimmbandnerven. Daher besteht ein – wenn auch sehr geringes – Operationsrisiko, einen Stimmbandnerv zu verletzen. Um ein klares Bild von der Funktionsfähigkeit dieser beidseitig verlaufenden Nerven und der dadurch gesteuerten Stimmlippen zu erhalten, sorgen wir dafür, dass vor jeder Schilddrüsen-Operation eine Kehlkopfspiegelung erfolgt.

Die Patient*innen lassen die Kehlkopfspiegelung entweder bereits im Vorfeld der Operation in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis vornehmen oder einen Tag vor der Operation durch HNO-Ärzt*inne in unserer Klinik durchführen.

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