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Grippe (Influenza)

Ein wirksamer Schutz: die Grippeimpfung

Die München Klinik beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Grippeimpfung

Beim Thema Impfen scheiden sich in Deutschland die Geister. Die Befürworter argumentieren mit der Rettung von Menschenleben und dem Schutz der Risikogruppen, die Gegner kritisieren die mangelnde Schutzwirkung und verweisen auf die Gefahr von Impfrisiken. Unsere Redaktion hat recherchiert und die Experten*innen befragt...

Neuer Hochdosis-Impfstoff für Menschen ab 60 Jahre

4x

höhere Antigenmenge im Vergleich zu „normalen“ Influenza-Impfstoffen.

Was ist so besonders?

Der neue Impfstoff enthält im Vergleich die vierfache Antigenmenge. Der hohe Anteil soll eine verbesserte Immunantwort vor allem für ältere Menschen ab 60 Jahren hervorrufen. Der Grund: das Immunsystem wird mit zunehmendem Alter schwächer und spricht nicht mehr so gut auf Impfstoffe an wie das Immunsystem jüngerer Personen.

Gibt es Nebenwirkungen?

Aufgrund der höheren Reaktogenität des Impfstoffes können lokale Nebenwirkungen an der Injektionsstelle verstärkt auftreten, die aber nach ein bis zwei Tagen von selbst wieder verschwinden. 

Wem wird eine Grippeimpfung empfohlen?

Folgende Personengruppen sind besonders gefährdet, an Grippe zu erkranken oder einen schweren Verlauf zu erleiden.

  • Menschen ab 60 Jahre
  • Bewohner sowie Mitarbeiter von Alten- oder Pflegeheimen
  • Menschen, die mit Risikopersonen (wie Immungeschwächten) zusammenleben oder solche betreuen, z.B. Angehörige, Pflegekräfte
  • Schwangere
  • Menschen mit einer Grunderkrankung wie Asthma, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenerkrankungen, Diabetes, Multiple Sklerose, angeborener oder erworbener Immunschwäche (z.B. bei HIV/Aids)
  • Menschen mit erhöhter beruflicher Gefährdung (z.B. medizinisches Personal)

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt diesen Gruppen die jährliche Impfung mit dem quadrivalenten Influenza-Impfstoff.

Wie wirkt die Impfung?

Nach der Impfung benötigt der Körper 10 – 14 Tage, um Antikörper zu bilden und so einen vollständigen Immunschutz aufzubauen. Daher sollte die Impfung am besten vor dem Start der eigentlichen Grippesaison im Winter erfolgen, nämlich im Oktober oder November. Kommt die geimpfte Person später in Kontakt mit entsprechenden Influenza-Viren, kann sie eine Erkrankung in der Regel abwehren.

Aber auch wenn eine Ansteckung erfolgen sollte, verläuft sie in der Regel milder als bei Ungeimpften. Studien** zeigen beispielsweise, dass geimpfte Patienten, die mit Influenza im Krankenhaus aufgenommen werden, deutlich seltener intensivmedizinisch behandelt werden müssen als ungeimpfte.

Kann ich mich auch später noch impfen lassen?

Auch wenn die Grippewelle bereits im Gange ist, ist eine Impfung nicht zu spät, da man nie genau vorhersagen kann, wie lange sie dauern wird.

Wie gut schützt die Grippeimpfung?

Wie gut die aktuelle Grippeimpfung geschützt hat, kann man tatsächlich erst nach der Grippesaison sagen. Da der Impfstoff jedes Jahr neu hergestellt und an die vermuteten zirkulierenden Influenza­viren angepasst werden muss, kann die Wirksamkeit von Saison zu Saison unterschiedlich ausfallen. 

Stimmt der Impfstoff sehr gut mit den zirkulierenden Influenza­viren überein, kann eine Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen von bis zu 80 Prozent erreicht werden. Bei Kindern und Jugendlichen liegt die Schutzwirkung immerhin bei zwischen 59 und 75 Prozent.

Bei älteren Menschen fällt die Wirkung geringer aus, da sie eine reduzierte Immunantwort haben. Dennoch liegt auch bei Älteren eine Wirksamkeit von 41 – 63 Prozent vor. Dass heißt, sie können das Risiko, an Influenza zu erkranken, um die die Hälfte verringern.

Auch wenn die Wirksamkeit der Influenza-Impfung nicht optimal ist und durch eine höhere Impfbereitschaft mehr Menschen geschützt werden könnten, werden dennoch schätzungsweise ca. 400.000 Influenza-Erkrankungen pro Jahr bei Personen über 60 Jahren in Deutschland verhindert***.

Für ältere Menschen ist auch ein Impfstoff mit Wirkverstärker vorhanden. Ob dieser verabreicht werden kann, sollte mit dem Arzt abgeklärt werden, denn durch den Verstärker treten an der Einstichstelle häufiger Nebenwirkungen wie Rötungen und Schwellungen auf.

In zahlreichen Studien wurde zudem nachgewiesen, das die Influenza bei geimpften Personen milder verläuft, also mit weniger Komplikationen verläuft als bei Ungeimpften

80%Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen
41 – 63%Gemessene Schutzwirkung bei älteren Menschen
59% - 75%Schutzwirkung bei Kindern und Jugendlichen

Warum kann man keine 100% Schutzwirkung erzielen?

Grippeviren verändern sich ständig. Auf der ganzen Welt zirkulieren verschiedene Varianten. Aufgabe der Experten ist es zu prognostizieren, welche Viren in der kommenden Grippesaison dominieren würden. Anhand dieser Prognose legt die WHO dann die neue Impfstoff-Zusammensetzung fest, die aus verschiedenen Influenza-Subtypen besteht.

Da die Herstellung des Impfstoffs aufwendig ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, beginnt die Produktion bereits im Februar/März, wenn also die aktuelle Grippewelle noch besteht.

Daher kann es passieren, dass sich bis zum Winter andere Virenstämme durchsetzen als prognostiziert – und die Schutzwirkung ist geringer als erwartet. Selbst innerhalb einer Saison können sich Viren ändern und dann passt der Impfstoff nicht mehr.

Ein weiterer Grund, warum die Wirksamkeit des Grippeimpfstoffs beeinträchtigt sein kann, liegt darin, dass es zu genetischen Veränderungen beim Impfstamm kommen kann, während der Impfstoff hergestellt wird.

Kann man sich gleichzeitig gegen Grippe und Corona impfen lassen?

Ja, eine gleichzeitige Impfung ist möglich und wird auch inzwischen von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Spritzen sollten aber in verschiedene Gliedmaßen gesetzt werden. Es könnte auch häufiger zu Impfreaktionen durch die Doppelimpfung kommen, die aber der jeweiligen Impfung entsprechen.

Im letzten Jahr gab es zwischen Corona- und anderen Impfungen noch eine zweiwöchige Pause um eventuelle Nebenwirkungen der jeweiligen Impfung besser zuordnen zu können. Aufgrund der Datenlage ist dies nicht mehr notwendig.

Was hat es mit dem Vierfach-Impfstoff auf sich?

Bis zur Saison 2012/13 gab es ausschließlich Dreifach-Impfstoffe. Sie enthielten Bestandteile von zwei Subtypen des Influenza A-Virus und eines B-Virus. Ab 2013/14 gab es dann zusätzlich bereits Vierfach-Impfstoffe, die noch Bestandteile eines Virus der zweiten B-Virus-Linie enthielten.

Diese Impfstoffe boten einen besseren Schutz, daher beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im April 2018, dass die Grippeschutzimpfung ab der Saison 2018/19 mit einem Vierfach-Impfstoff erfolgen soll. Eine völlige Wirkungslosigkeit gegen B-Influenza-Viren, wie sie in der Vergangenheit vorkam, ist damit ausgeschlossen.

Stecken giftige Metalle in den Grippeimpfstoffen?

Es ist eines der häufigsten Argumente gegen das Impfen: dass Impfstoffe Metalle in einer gefährlichen Konzentration enthalten. Häufig werden Aluminium und Quecksilber genannt. So im Konservierungsstoff Thiomersal, in dem Quecksilber enthalten war. In anderen Impfstoffen werden Formaldehyd, Aluminium oder Phenol verwendet.

Formaldehyd wird benötigt, um Viren zu töten, Aluminiumhydroxid um die Immunantwort zu verstärken und Phenol um den Impfstoff haltbar zu machen.

Die Konzentrationen sind allerdings dermaßen gering, sie liegen - wissenschaftlich nachgewiesen - weit jenseits jeglicher toxikologischer Grenzwerte.

Jeder Mensch nimmt tagtäglich Aluminium in gebundener Form über die Luft, das Trinkwasser und die Nahrung auf. Die zusätzliche Aufnahme von Aluminiumverbindungen über Impfungen im Leben eines Menschen ist im Vergleich dazu minimal. Ein Großteil des durch Impfstoffe aufgenommen Aluminium wir über die Niere sehr schnell wieder aus dem Körper eleminiert.

Das Paul-Ehrlich-Institut - das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel - bestätigt keinen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen wie beispielsweise Alzheimer und Aluminium in Impfstoffen.

Übrigens: Quecksilber wird in handelsüblichen Grippeschutzimpfungen nicht verwendet. Auch bei anderen empfohlenen Schutzimpfungen sind quecksilberfreie Impfstoffe auf dem Markt.

Informationen des Paul-Ehrlich-Institut

Helfen antivirale Medikamente bei Grippe?

Die Wirkung von Medikamenten gegen die Grippe ist bei Medizinern sehr umstritten, denn die Wirkung der Neuraminidase-Hemmer wie Oseltamivir oder Zanamivir ist sehr beschränkt. Laut aktuellen Studien verkürzt die Einnahme antiviraler Medikamente die Grippe nur um etwa einen Tag. Im Gegensatz dazu treten bei Einnahme aber häufig Nebenwirkungen auf, wie z.B. Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.

Rufen Impfungen die Krankheiten erst hervor, vor denen sie schützen sollen?

0,0001%Impfkomplikationen pro Jahr

Im Durchschnitt werden 34 Impfkomplikationen gemeldet – bei rund 50 Millionen Impfungen.

Da bereits der Verdacht auf eine Impfkomplikation in Deutschland meldepflichtig ist, liegen dem Bundesgesundheitsministerium die konkreten Zahlen zur Häufigkeit stärkerer Reaktionen vor.

Nach aktuellen Daten werden in Deutschland jährlich im Durchschnitt 34 solcher Impfkomplikationen gemeldet – bei insgesamt 50 Millionen Impfungen. Das entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 0,0001 Prozent und ist damit verschwindend gering.

Bei den Impfstoffen gegen die Influenza handelt es sich um Totimpfstoffe, die nur noch inaktive Teile des Virus enthalten. Das menschliche Immunsystem reagiert darauf mit einer Immunantwort, bei der u. a. Antikörper gebildet werden. Dabei kommt es bei manchen Menschen zu einer spürbaren Impfreaktion, nicht nur lokal im Umfeld der Injektionsstelle, sondern auch systemisch in Form von Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit oder Fieber. Das passiert aber bei der Grippeimpfung eher selten und dauert nur ein bis zwei Tage an.

Haben ungeimpfte Kinder ein besseres Immunsystem?

In den ersten Lebensmonaten sind Babys vor vielen Krankheiten geschützt, das nennt sich Nestschutz. Schwangere übertragen dafür Antikörper zum Schutz gegen bestimmte Infektionen über den Blutkreislauf an ihr ungeborenes Kind. Der Schutz hält nur wenige Monate an, danach muss das Kind ein eigenes Immunsystem entwickeln.

Und da es nur gegen wenige Erkrankungen wirksame Schutzimpfungen gibt, passiert das bei geimpften Kindern genauso wie bei ungeimpften. Außerdem trainiert jede Impfung die Abwehrkräfte zusätzlich. Besonders wichtig werden die Schutzimpfungen, wenn das Immunsystem beispielsweise durch eine andere Erkrankung schon geschwächt ist. Dann profitieren Kinder genauso wie Erwachsene vom wichtigen Impfschutz.

Haben nicht Impfungen Krankheiten ausgerottet, sondern bessere Hygieneumstände?

Impfungen und Hygieneumstände - beides trägt zur Vermeidung von Infektionskrankheiten bei.

Genauso wie bei der Virusgrippe die Kombination aus Impfung und richtigem Händewaschen der beste Schutz ist, ist sauberes Trinkwasser und eine gute Handhygiene wichtig in der Prävention von schweren Infektionskrankheiten wie Typhus oder Cholera.

Bei Krankheitserregern, die über Tröpfchen in der Atemluft Distanzen von ca. 1,5  Metern überwinden können, wie bei der Influenza, kann durch die Einhaltung der Hygieneregeln alleine das Erkrankungsrisiko nicht ausreichend verringert werden. Hier ist der Herdeneffekt ausschlaggebend – wenn über 70 Prozent der Bevölkerung durch Impfung immunisiert sind, lässt sich die rasche Ausbreitung vermeiden.

Kann man trotz Impfung krank werden?

Keine Impfung kann hundertprozentig vor einer Infektion schützen. Aber sie senkt die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt. Zudem verläuft die Erkrankung meist deutlich milder als ohne Impfschutz.

Helfen Antibiotika gegen alle Erkrankungen?

Antibiotika sind nur wirksam bei bakteriellen Erkrankungen. Bei Viruserkrankungen wie beispielsweiser der Grippe oder Masern sind sie unwirksam. Hier bieten Impfungen einen effektiven Schutz.

Gibt es überhaupt Beweise, dass Impfungen tatsächlich wirken?

Impfstoffe erhalten nur dann eine Zulassung, wenn tatsächlich nachgewiesen ist, dass sie wirksam und verträglich sind. Dazu muss jeder Impfstoff verschiedene vorklinische Untersuchungen und klinische Prüfungen durchlaufen. Innerhalb der EU werden die Ergebnisse unter der Regie der europäischen Arzneimittelbehörde EMA geprüft.

In Deutschland wird dies vom Paul-Ehrlich-Institut übernommen. Auch nach Zulassung werden Wirksamkeit und Sicherheit von Impfungen fortlaufend untersucht. Bestes Beispiel für die Wirksamkeit von Impfungen ist die Ausrottung der Pocken.

#StarkGegenGrippe - Wissenwertes rund um die Grippe

** https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0264410X18309976?via%3Dihub
    VanWormer JJ et al., BMC Infect Dis. 2014; 14: 231
*** 
Weidemann F et al. BMC Infectious Diseases 2017