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Gastroenterologie Bogenhausen

Leberentzündung und Leberzirrhose

Wenn die Leber ihre Aufgabe als Entgiftungsorgan nicht mehr vollständig leisten kann, fällt dies meist zuerst durch eine allgemeine Mattigkeit auf. Manche Patienten berichten zudem von einem drastischen Gewichtsverlust oder fallen durch eine extrem fahle Hautfarbe oder gelblich veränderte Augen auf. Die Laboruntersuchungen, die Hausärzte oder Internisten in solchen Fällen durchführen, ergeben erhöhte Leberwerte.

Viele Patienten kommen in unsere spezielle Hepatologie-Sprechstunde, um durch unsere Experten für die Leber (Hepatologen) abklären zu lassen, welche Lebererkrankung zu den ungewöhnlichen Werten geführt hat, und erhalten von uns individuell auf das spezifische Krankheitsbild ausgerichtete Therapie-Vorschläge. 

Weitgefächerte Untersuchungen ergeben ein aufschlussreiches Bild der Leber

Neben der körperlichen Untersuchung setzen wir zunächst auf eine Ultraschall-Untersuchung der Leber, die wir gegebenenfalls auch mit Kontrastmittel durchführen können. Ein Doppler-Ultraschall gibt uns Aufschluss darüber, ob sich Blut in der Pfortader, der Einflussstelle für das Blut in die Leber, staut und ob die Lebervenen noch gut durchblutet sind. Auch können wir mittels Ultraschall die Steifigkeit der Leber messen, die uns weitere Hinweise auf einen chronischen Umbau der Leber gibt.

Als weitere bildgebende Verfahren können wir die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) nutzen, um uns ein detailliertes Bild von den Strukturen der Leber zu machen.

Zudem hilft uns bei Lebererkrankungen weiter, dass in unseren Speziallabors das gesamte Spektrum an Laboruntersuchungen möglich ist, so dass wir anhand der Laborwerte auch seltenen Erkrankungen auf die Spur kommen können. In einigen wenigen Fällen bedürfen wir noch einer Ultraschall-gestützten Entnahme von Lebergewebsproben, um eine eindeutige Diagnose aussprechen zu können.

Der 13C-Methacetin-Atemtest erlaubt die  Evaluation der funktionellen Leberreserve, z.B. vor operativen Eingriffen bei Leberzirrhose im frühen Stadium oder vor onkologischen Leberteilresektionen

Klassische Viruserkrankungen nur in seltenen Fällen mit chronischem Verlauf

Die meisten Lebererkrankungen, die durch eine Virusinfektion hervorgerufen werden, heilen aus. Die Hepatitis B und Hepatitis C können einen schweren chronischen Verlauf nehmen: In diesen Fällen können wir eine Therapie-Empfehlung ausarbeiten, die auf die Kombination moderner Medikamente setzt, um die Viren aus dem Körper zu entfernen oder zumindest die Entzündung der Leberzellen einzudämmen.

Gerade bei der Hepatitis C hat sich in den letzten Jahren viel getan, die Heilungschancen sind hervorragend. Bei schweren chronischen Hepatitis-Erkrankungen empfehlen wir zudem Ultraschall-gestützte Kontrollen in regelmäßigen Abständen, da das Risiko für eine Leberzirrhose oder gar einen Lebertumor erhöht ist.

Autoimmunerkrankungen oder überfüllte Eisenspeicher können die Leber schädigen

Dank moderner Labormethoden können wir heutzutage Leberentzündungen, die durch eine Störung des Immunsystems hervorgerufen werden, schon im frühen Stadium erkennen und somit den narbigen Umbau der Leber, die Zirrhose, in vielen Fällen vermeiden.

Immunsuppressive Therapien, die Fehlreaktionen des Immunsystems unterdrücken, gebieten der chronischen autoimmunen Hepatitis Einhalt.

Eine angeborene Speichererkrankung der Leber, die so genannte Hämochromatose, führt zu einer übermäßigen Aufnahme von Eisen im Körper, wodurch mehrere Organe, aber vor allem die Leber geschädigt werden können. Sobald wir diese Erkrankung erkannt haben, müssen die Eisenspeicher im Körper künstlich reduziert werden – entweder durch regelmäßige Aderlässe oder durch regelmäßige Medikamenteneinnahme.

Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Erkrankungen, die eine Leberzirrhose auslösen können, dazu gehört zum Beispiel ein angeborener Mangel eines Proteins in der Leberzelle (Alpha-1-Antitrypsinmangel) oder eine Störung des Kupferstoffwechsels (Morbus Wilson).

Seltene Lebererkrankung primär biliäre Zirrhose gezielt therapieren und überwachen

Als Ursache für die auffälligen Krankheitszeichen in der Leber kommen die primär biliäre Zirrhose, eine Erkrankung der Gallenwege, infrage. Die primär biliäre Zirrhose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der eine chronische Entzündung in den kleinen Gallenwegen auftritt.

Die chronische Gallengangsentzündung endet unbehandelt in einer Zirrhose.

Die primäre biliäre Zirrhose wird meist durch gezielte Laboruntersuchungen aus dem Blut und gegebenenfalls durch eine kleine Probe aus der Leber diagnostiziert. Die Therapie besteht vor allem in der Aufnahme von bestimmten Gallensäuren in Form von Kapseln und in einer regelmäßigen Überwachung von Leberfunktion und Begleiterscheinungen.

Sklerosierende Cholangitis: Unnatürliches Gewebe ummauert Gallengänge

Bei der sekundären sklerosierenden Cholangitis erkennen wir eine Art Ummauerung der Gallengänge durch unnatürliches Bindegewebe (Sklerosierung). Oftmals betrifft diese Veränderung Patienten mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (primär sklerosierende Cholangitis), die Ursache ist noch nicht geklärt.

Chronische Infektionen mit Bakterien können ebenfalls zu bindegewebigen Veränderungen der Gallenwege führen, dann spricht man von einer sekundär sklerosierenden Cholangitis

Moderne Endoskopie in Mother-Baby-Technik erlaubt Einblick in die Gallengänge

Sowohl die primär, als auch die sekundär sklerosierende Cholangitis können wir in unserer modernen Endoskopie untersuchen: Wir führen einen dünnen Schlauch, der vorne eine Lichtquelle und eine Kamera trägt, über den Rachen ein und können so über Speiseröhre und Magen bis zu den Gallengängen vordringen, ohne einen operativen Eingriffs zu benötigen.

Über einen kleinen Kanal in diesem Schlauch können wir gegebenenfalls einen noch kleineren Schlauch vorschieben und in die Gallengänge einführen. Auch dieses Mini-Endoskop verfügt über eine Lichtquelle und sendet Bilder, so dass wir Gallengänge von innen ansehen können und gezielt und unter Sicht Proben aus auffälligen Stellen entnehmen können.

Diese besondere Form der Untersuchung, eine Endoskopie in Mother-Baby-Technik, wird Cholangioskopie genannt und kann nur an wenigen Kliniken in Deutschland durchgeführt werden.

Engstellen aufdehnen oder durch Röhrchen Abfluss gewährleisten

Bei der sklerosierenden Cholangitis stellen wir etwaige Engstellen in den Gallengängen, die dazu führen, dass die Gallensäfte nicht abfließen können, mittels einer Gallengangsspiegelung (ERC) dar und dehnen sie dann auf oder versehen den Gang mit einem Röhrchen, das den Abfluss gewährleistet.

Manchmal verstopfen die veränderten Gallenwege auch durch weiche Steine, diese können während der Untersuchung entfernt werden.

Über die Magenspiegelung können wir die Gallengänge untersuchen, indem wir einen noch kleineren Schlauch durch das Endoskop in die Gallengänge vorschieben.

„Die Endoskopie in Mother-Baby-Technik kann nur an wenigen Kliniken in Deutschland durchgeführt werden. “
Dr. Irene Klingenberg

Leberzirrhose: Wenn die Leber zugrunde geht

Neben Alkohol und Übergewicht können Virus- oder Autoimmunerkrankungen der Leber und der Gallengänge bei chronisch schwerem Verlauf eine Leberzirrhose hervorrufen.

Der Begriff Zirrhose besagt, dass funktionsloses, narbiges Bindegewebe nach und nach das Lebergewebe ersetzt, wodurch die Leber immer weniger effizient arbeiten kann. Daher gelangen Giftstoffe, die sonst von der Leber abgebaut werden, übers Blut in den gesamten Körper und können dort erhebliche Schäden anrichten, beispielsweise auch im Gehirn.

Im weiteren Verlauf funktioniert dann auch die Blutgerinnung nicht mehr vollständig und es kommt zu Störungen im Hormonhaushalt und bei Stoffwechselvorgängen. Die erste Regel bei der Leberzirrhose lautet stets: Wir müssen die Grunderkrankung therapieren, wenn wir dem Fortschreiten der Erkrankung Einhalt gebieten wollen. 

Wir helfen, wenn die Leberzirrhose Komplikationen hervorruft

Zudem stehen wir unseren Patienten zur Seite, wenn die Leberzirrhose Komplikationen hervorruft: Bauchwasser, das sich aufgrund der Leberzirrhose gebildet hat, entziehen wir dem Körper mittels Medikamenten und in schweren Fällen auch im Rahmen einer Punktion, bei der wir das Wasser mittels einer Nadel abziehen.

Aufgrund der Leberzirrhose ist die Kapazität der Leber, Blut aufzunehmen und zu reinigen, zunehmend eingeschränkt.

Daher staut sich das Blut vor der Leber und sucht sich so genannte Umgehungskreisläufe, oft durch Speiseröhre, Magen oder Enddarm.

Die entstehenden Krampfadern stellen unter Umständen ein großes Risiko dar, weil sie aufplatzen können. Daher empfehlen wir gegebenenfalls, die Umgehungskreisläufe über die Speiseröhre mittels eines Gummibandes abzuschnüren, was im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs, also ohne Operation, erfolgen kann. 

TIPS – Ein Kurzschluss, um übermäßigen Druck aus den Gefäßen zu nehmen

Bei fortgeschrittener Leberzirrhose kann es sich als sinnvoll erweisen, über ein Metallröhrchen (Stent) eine Verbindung zwischen Lebereingang (Pfortader) und einer abfließenden Lebervene herzustellen. Durch diesen Kurzschluss, der von den Fachleuten gemäß der medizinischen Abkürzung TIPS genannt wird, können unsere Radiologen im Rahmen eines Computertomographie-gestützten Eingriffes den zu hohen Druck aus den Gefäßen nehmen. Oftmals verbessert sich dadurch auch eine eingeschränkte Nierenfunktion.

Leber-Transplantation als Option, wenn die Leberzirrhose weit fortgeschritten ist

Da die Umwandlung des Bindegewebes, wie es bei der Leberzirrhose stattfindet, nicht mehr rückgängig zu machen ist, gibt es keine Heilung für Patienten mit Leberzirrhose. Für ausgewählte Patienten mit Zirrhose und in Fällen, wenn aufgrund einer schweren Lebererkrankung ein akuter Leberausfall droht, können wir unsere Patienten für eine Leber-Transplantation im Klinikum Großhadern anmelden.

Wir unterstützen Sie umfassend, auch dann, wenn keine Heilung möglich ist

Nicht nur, dass sich unsere Ärzte und Pflegekräfte viel Zeit nehmen, um die vorgeschlagenen Therapien und Vorgehensweisen mit Ihnen als Patienten abzusprechen und umzusetzen – auch Psychologen und unsere Sozialarbeiter stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Unsere Psychologen helfen Ihnen, die zermürbende Krankheit innerlich zu bewältigen. Der Sozialdienst kennt sich bestens aus mit allen Unterstützungsleistungen, die Ihnen zustehen. Er kann Sie bei den Anträgen unterstützen und hilft Ihnen auch, sich Pflegeunterstützung für daheim zu organisieren.

Vorgestellt: Medizin, Mitarbeiter, Kontakt der Klinik für Gastroenterologie