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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
13.08.202012:33 Uhr

Aktueller Stand der Gendermedizin-Projekte der München Klinik

Damit Frauen und Männer die individuell beste Therapie erhalten

Bei vielen Erkrankungen gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich auf die Behandlung auswirken können. Die Gendermedizin setzt sich dafür ein, dass die Medizinerinnen und Mediziner die geschlechterspezifischen Besonderheiten kennen und bei der Therapie berücksichtigen. Auch in der Pflege profitieren Patienten von dem Wissen und Bewusstsein für das Gender-Thema. Die München Klinik übernimmt hier eine Vorreiterrolle: Ein eigenes Fachreferat für Gender in Medizin und Pflege engagiert sich für die geschlechterspezifische medizinische Behandlung. Dr. Hildegard Seidl ist die Fachreferentin, und gelernte Intensivfachpflegekraft. In den vergangenen Wochen hat sie auf der Schwabinger Covid-Intensivstation ausgeholfen – auch bei Covid-19 spielt das Geschlecht eine Rolle, Männer sind statistisch häufiger schwer betroffen. Ein Überblick über die Gendermedizin-Projekte der München Klinik und deren aktueller Stand:

München, 13. August 2020. Medikamente werden oftmals zunächst an männlichen Mäusen, dann an jungen Männern getestet. In den medizinischen Fachgremien, die Richtlinien für die medizinische Behandlung festlegen, sind Männer ganz klar in der Überzahl. Wird dadurch der Blick versperrt, dass Frauen bei vielen Krankheiten andere Warnsignale zeigen und besondere Therapien und Medikamente benötigen? „Nein, nicht nur die Frauen verlieren an medizinischer und pflegerischer Qualität, wenn wir versäumen, das biologische Geschlecht und die geschlechterspezifische soziale Prägung zu berücksichtigen“, unterstreicht Dr. Hildegard Seidl, die Fachreferentin für Gender in Medizin und Pflege in der München Klinik.

Viele Erkrankungen wirken sich bei Frauen und Männern unterschiedlich aus, beispielsweise zeigen Frauen häufig andere als die klassischen Symptome beim Herzinfarkt und haben demzufolge ein höheres Sterblichkeitsrisiko. Frauen werden zwar inzwischen in die Medikamentenstudien einbezogen, doch werten die Pharmafirmen die Geschlechtergruppen in der Regel nicht getrennt aus. Somit bleibt unerkannt, falls Medikamente bei einem Geschlecht signifikant anders wirken. Die nach dem englischen Begriff „gender“ – für das „soziale Geschlecht“ – benannte Gendermedizin setzt sich dafür ein, dass die Krankheiten bei beiden Geschlechtern gleichermaßen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Die geschlechterspezifischen Unterschiede auf einen Blick

Bereits vor zwölf Jahren hat die München Klinik eine Stelle für die Gendermedizin geschaffen – auf Betreiben einiger engagierter Stadträtinnen. Bis heute lässt sich der Stadtrat detailliert informieren, welche Fortschritte die Gendermedizin in ihrem kommunalen Klinikverbund erreicht. Einige wichtige Pflöcke konnte die Fachreferentin Dr. Hildegard Seidl bereits einschlagen: Alle wichtigen Wissensbeiträge zu gendermedizinischen Themen sind für Mediziner und Pflegekräfte in der München Klinik in einer systematischen Online-Bibliothek leicht zugänglich. „Zudem profitiert die Fachöffentlichkeit von zusammenfassenden Texten zu geschlechterspezifischen Unterschieden bei einzelnen Krankheitsbildern, die unsere Mediziner mit großem Engagement erarbeiten“, so Dr. Seidl. Als Humanbiologin und Volkswirtin hat sie selbst bereits jahrelange Erfahrung mit wissenschaftlicher Arbeit beim renommierten Helmholtz Zentrum gesammelt.

Gendermedizin: Ein Baustein in der Aus- und Weiterbildung

Die Fachreferentin für Gendermedizin schult die Ärzte in ihrem praktischen Ausbildungsjahr, welche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei den Symptomen, der Diagnostik und der Behandlung bestimmter Erkrankungen auftreten. Für die Fachärzte initiiert sie Weiterbildungen zu den spezifischen Themen der jeweiligen Fachdisziplin und auch für die Pflege arbeitet sie an Weiterbildungskonzepten. In der hauseigenen Pflege-Akademie, mit 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern, erhalten die Schüler bereits spezielle Unterrichtseinheiten zum Thema Gendermedizin.

Die eigenen Rollenbilder hinterfragen

Für Dr. Hildegard Seidl liegt auf der Pflege ein besonderes Augenmerk – nicht nur, weil sie selbst den Beruf der Intensivfachpflegekraft gelernt und als solche auch während der Corona-Krise auf der Covid-Intensivstation ausgeholfen hat. „Gute Medizin funktioniert nur dann, wenn Mediziner und Pflege Hand in Hand arbeiten, daher ist das Thema ‚Gender‘ auch in der Pflege sehr wichtig“, betont Dr. Seidl. Pflegekräfte benötigen das Wissen über die geschlechterspezifischen Unterschiede bei wichtigen Krankheitsbildern. Zudem gelte es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Rollenbilder und Geschlechter-Stereotypen verinnerlicht sind. Wie beeinflussen diese Geschlechter-Klischees die Pflegehandlungen? Welche geschlechterspezifischen Erwartungen bringen die Patientinnen und Patienten den Pflegekräften entgegen? Beispielsweise trauen sich männliche Patienten vor einer Operation oftmals nicht, ihre Angst zu zeigen, so dass die Pflegekräfte auch keine Gelegenheit eröffnen, diese Angst zu äußern. Auf unterschiedliche Rollenerwartungen an das weibliche und männliche Pflegepersonal können Pflegekräfte nur dann professionell reagieren, wenn sie sich darüber im Klaren sind.

Eigene Sprechstunde für Jungen in der Pubertät

Seit September 2019 richtet sich eine Spezialsprechstunde in der Kinderklinik München Schwabing an Jungen, die Fragen zur körperlichen Reifung, der sexuellen Entwicklung oder der Geschlechteridentität haben. Denn Jungen zeigen erfahrungsgemäß mehr Scheu, diesbezüglich einen Arzt aufzusuchen als Mädchen, die oftmals unkompliziert von der Kinderärztin zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen wechseln. Die neue Jungen-Anlaufstelle fand nicht nur guten Anklang bei den jungen Patienten, sondern wurde auch außerhalb Münchens wahrgenommen: Die Stadt Nürnberg fragte nach diesbezüglich erfahrenen Ärzten, die sie in einem Fachbeirat unterstützen könnten.

Erkennen, wo eins der Geschlechter benachteiligt sein könnte

In welchen Fachgebieten weitere geschlechterspezifische Angebote notwendig sein könnten, will Dr. Hildegard Seidl in Erfahrung bringen, indem sie verstärkt die Patientendaten nach Geschlechtern getrennt auswertet: Wo gibt es Unterschiede im Therapie-Erfolg, die es eigentlich nicht geben sollte? Gibt es Disziplinen, bei denen Frauen oder Männer benachteiligt werden? Welche Maßnahmen könnten organisatorisch oder in der Aus- und Weiterbildung den Ausgleich herstellen? Diesen und weiteren Gendermedizin-Projekten wird sich die München Klinik auch in Zukunft gezielt widmen.

 

Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hochspezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 135.000 Menschen lassen sich hier jährlich stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6.000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Rund 160.000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht über 40 Prozent aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlichem Wohnraum. Dafür zählt jeder Euro.

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Verantwortlich für das Thema Gendermedizin in der München Klinik: Dr. Hildegard Seidl, Fachreferentin für Gender in Medizin und Pflege. Bildnachweis: Klaus Krischock.

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