Frau Egert, die Inhalte dieser Weiterbildung sind nicht nur für MitarbeiterInnen aus der Pflege wichtig, auch TherapeutInnen oder MitarbeiterInnen aus anderen medizinischen Assistenzberufen können davon profitieren. Warum ist das Ihrer Einschätzung nach so wichtig?
Wenn ein Patient mit Demenz in die Klinik eingewiesen wird oder auch ambulant zu Untersuchungen muss, ist das für ihn eine fremde Welt. Er begegnet dort MitarbeiterInnen in der Ambulanz, im Röntgen, im Ultraschall oder anderen Funktionsabteilungen, die aus ihrem hektischen Alltag heraus auf einen Menschen treffen, dessen Verarbeitungsgeschwindigkeit deutlich reduziert ist. Da ist es wichtig schnell zu erkennen, wie ich diese Menschen in dieser für sie beängstigenden Situation begleiten kann. Neben der Möglichkeit sich zum Demenz Experten auszubilden, gibt es auch die Möglichkeit, nur einzelne für die Abteilung relevante Module zu besuchen.
Die Robert Bosch Stiftung unterstützt Modellprojekte, welche die Situation von Menschen mit Demenz im Krankenhaus verbessern soll. Ein wichtiger Schritt zu einem sensiblen Umgang mit demenzkranken Menschen ist, dass die MitarbeiterInnen entsprechend geschult sind. Welchen Beitrag leistet Ihre Weiterbildung hierzu?
Die Weiterbildung "Demenz Experte" vermittelt neben dem Fachwissen zu Demenz auch Kenntnisse darüber, wie die MitarbeiterInnen dieses Wissen anschließend kompetent an Angehörige und KollegInnen weitergeben können. Er/Sie soll als AnsprechpartnerIn bei Fragen zur Verfügung stehen oder kleine Schulungen durchführen. In einigen Krankenhäusern gibt es mittlerweile Arbeitsgruppen, die sich damit beschäftigen, wie sie den sensiblen Umgang weiter verbessern können.
Der Deutsche Evangelische Krankenhaus Verband ( DEKV) hat im Mai 2017 ein Empfehlungspapier zum Wissenstransfer „Demenzsensibles Krankenhaus“ auf den Weg gebracht. Hier heißt es „Ziel ist es, die Mitarbeitenden in Medizin und Pflege für die Bedarfe von Menschen mit kognitiven Risiken zu sensibilisieren und für die Versorgung zu qualifizieren“. Die Inhalte, die dort zur Qualifizierung der MitarbeiterInnen empfohlen werden, decken sich zu einem großen Teil mit den Inhalten Ihrer Weiterbildung. Neben der Wissensvermittlung legen Sie in der Weiterbildung besonderen Wert auf die Kompetenzerweiterung. Können Sie hierzu ein konkretes Beispiel geben?
Innerhalb der Weiterbildung haben die TeilnehmerInnen mehrere Arbeitsaufträge, bei denen sie das Gelernte in die Praxis umsetzen. Zum Abschluss der Weiterbildung setzen die TeilnehmerInnen ein kleines Projekt um. Dabei sind schon sehr viele praktische Ideen verwirklicht worden. Neben einigen Informationsflyern haben die TeilnehmerInnen auch eine Erinnerungskiste entwickelt. Hierin werden persönliche Gegenstände des Patienten gesammelt und dessen Bedeutungen erklärt, so dass jeder Mitarbeitende wertschätzend, mit dem an Demenz erkrankten Menschen ins Gespräch kommen kann. Dies können Bilder der Familie mit Namen und Beziehungsstatus, eine Landkarte für jemanden der viel gereist ist, ein Häkeldeckchen, ein Rosenkranz oder ähnliches sein. Da ist viel Sensibilität und Biographiearbeit gefragt. Das Ergebnis ist oft erstaunlich, die Menschen mit Demenz fühlen sich angenommen und zeigen weniger Hin- oder Weglauftendenz.
Aufbau der modularen Weiterbildung
M 1: Demenzformen, Diagnostik und Forschung, Sturz und Fixierungen, Anforderungen des MDK
M 2: Kommunikationsstrategien und Symbolik der Sprache von Menschen mit Demenz, Umgang mit herausforderndem Verhalten
M 3: Rechtliche und ethische Aspekte in der Versorgung
M 4: Tätigkeit als Multiplikator, Probleme durch Beratung lösen, Schulungen durchführen
M 5: Ernährung und Ernährungsunterstützung
M 6: Schmerzdiagnostik, Schmerztherapie sowie alternative nichtmedikamentöse Therapieformen
M 7: Angehörigenarbeit und Ehrenamtsmanagement, Schulung und Beratung von Angehörigen, Versor gungsformen; Gewinnung, Fortbildung und Begleitung von Ehrenamtlichen
Das Gespräch führte Martina Grosch