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Einmal Pflege? Immer Pflege.

Günter Milla hat 46 Jahre lang die München Klinik mitgestaltet, von der Intensivpflege bis zur Geschäftsbereichsleitung Pflege und Service.

„Im Herzen fühle ich mich als Krankenpfleger“, sagt Günter Milla auch nach 46 Jahren. Man sagt: „Der Milla hat sich nie verändert“. Das mag für seine Treue zur München Klinik ebenso wie für seinen Umgang mit Menschen gelten, nicht aber für seine Fähigkeiten. Denn Milla ist ein Musterbeispiel für kontinuierliche Weiterentwicklung, hat er doch sich und seine Themen laufend vorangetrieben – und eine beachtliche Karriere gemacht.

Mit 15 Jahren hat Günter Milla bei seiner Schwester auf einer internistischen Allgemeinstation hospitiert. Seither dreht sich bei ihm alles um Pflege. Kein Wunder, kommt er doch aus einer echten Pflegefamilie. 16 Pflegekräfte waren es am Höhepunkt. Aus dem zurückhaltenden Jungen von der Pflegeschule für Jungen wurde ein Urgestein der München Klinik. „Ich bin ein kommunaler Überzeugungstäter. Die MüK steht für echte Daseinsversorgung. Hier wegzugehen, stand nie zur Option,“ betont er. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Mit dem Roller nach Süditalien fahren, nach eigenem Tempo, frei. Darauf freut sich Günter Milla jetzt. Gleichzeitig zeigt sich seine innere Unruhe. Nein, einfach nur rumsitzen, das wird er auch weiterhin nicht. Nicht er, der schon immer „Machen können“ gelebt hat. „Das Schönste am Gehen ist, wenn man weiß, dass man sich entbehrlich gemacht hat,“ sagt er. In einem letzten Interview gibt er wertvolle Einblicke in seinen Berufsweg in der Pflege.

„Das Schönste an Pflege ist die Nähe zu den Menschen: Man tut etwas und erhält direkt eine Reaktion darauf.“

Günter Milla liebt den Pflegeberuf auch nach 46 Jahren.

Herr Milla, wenn Sie noch mal 18 Jahre alt wären, würden Sie wieder eine Ausbildung in der Pflege beginnen?

Ja, dies ist ein sehr erfüllender Beruf. Die Nähe zu den Menschen und die oftmals sehr direkten Reaktionen auf unsere Arbeit habe ich immer sehr geschätzt. Und der Beruf ist spannend, denn die Medizin und auch die Pflege selbst entwickeln sich rasant weiter. Zudem kenne ich wenige Berufe, in denen man so intensiv in Teams zusammenarbeitet, in denen man so sehr aufeinander angewiesen ist. Mit vielen meiner früheren Arbeitskolleg*innen hat sich eine Freundschaft entwickelt, die bis heute besteht.

Sie sind 1977 in die Pflegeausbildung eingestiegen – was hat sich in dieser Zeit im Pflegeberuf verändert?

Ich habe meine Ausbildung an einer Schule explizit für Krankenpfleger am Krankenhaus Schwabing begonnen, damals waren Männer in diesem Beruf eine kleine Minderheit. Nicht nur der Männeranteil und die Geschlechtertrennung – die Schule wurde bald mit der Krankenschwesternschule, die sich nebenan befand, zusammengelegt –, sondern auch die gesamte Arbeit hat sich völlig geändert.

In meiner Anfangszeit war Krankenpflege noch sehr tätigkeitsorientiert: Der eine ging die Temperatur messen, der Nächste wechselte alle Verbände. Man fühlte sich nicht für eine Patientengruppe zuständig – so wie das heutzutage in der Bereichs- oder Bezugspflege üblich ist. Inzwischen verfolgt die Pflege das Ziel, dass die Patient*innen zumindest während der Schicht eine Bezugsperson haben, und schließt beispielsweise bei der Entlassplanung auch die poststationäre Phase mit ein.

Zudem sind viel mehr Kompetenzen gefordert, aber der Beruf ist auch interessanter: Der Auftrag der Pflege ist viel umfassender, zunehmende Handlungsspielräume machen die Arbeit anspruchsvoll und geben die Chance, immer wieder dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Ich finde es sehr schade, dass beim Thema „Pflege“ so oft von der Bezahlung und dem Pflegekräftemangel gesprochen wird und nicht davon, dass die Pflege eine wichtige Säule für den Behandlungserfolg darstellt. Nicht nur unsere Empathie, sondern auch unsere weitreichenden Aufgaben und Kompetenzen zeichnen uns aus.

Stehenbleiben? Nicht mit Günter Milla.

„Ich bin von meinen Vorgesetzten in der München Klinik immer gefördert worden, und dafür bin ich dankbar!“

Günter Milla hat bereits seine Ausbildung in der München Klinik gemacht - und wollte nie woanders hin.

Mehr als sieben Jahre lang haben Sie nebenberuflich an Fachweiterbildungen teilgenommen – was gab Ihnen die Motivation, so viel Ihrer Zeit zu investieren? War das nicht sehr anstrengend?

Ich bin von meinen Vorgesetzten in der München Klinik immer gefördert worden, und dafür bin ich dankbar. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass der Arbeitgeber einen so unterstützt. Ja, es war auch manchmal anstrengend, aber ich fand’s meist eher spannend. Zudem hatte ich immer Kolleg*innen, die ebenfalls sehr interessiert an der Pflege- und Praxisentwicklung waren. Wir haben uns dann gegenseitig hochgeschaukelt, das hat auch viel Spaß gemacht. Mit 40 Jahren habe ich dann das letzte Studium abgeschlossen – das hält einen auf dem Laufenden und auch jung, nicht wahr?

Wie beurteilen Sie die Aufstiegsmöglichkeiten in der Pflege?

Ehrlich gesagt, finde ich die Chancen, in der Pflege aufzusteigen, aktuell noch zu eindimensional: Es gelingt fast nur über die Führungsschiene oder patientenfern, und hier sind die Stellen natürlich limitiert. Über die fachliche Expertise in der Pflege Karriere zu machen, ist fast nicht möglich – anders als beispielsweise in technischen oder IT-Berufen. Ich würde mir wünschen, dass fachweitergebildete Pflegekräfte, Pflegeexperten und akademisierte Pflegekräfte, die mit sehr viel Know-how an den Patient*innen arbeiten, und auch Praxisanleiter*innen deutlich besser vergütet würden. Dass also ein Aufstieg auch mit patientennaher Arbeit möglich ist – doch ist dies kein Thema, das die MüK ändern kann, sondern das ist in der Politik und auch bei den Tarifpartnern zu adressieren. Neue Möglichkeiten tun sich bei uns in der MüK allerdings auf, wenn Pflegekräfte sich über ein Studium weiterqualifizieren.

Inwiefern entstehen durch die Pflege-Studiengänge neue Möglichkeiten?

Wir haben neue Stellen geschaffen für Menschen, die Pflege studiert haben. Die Aufgaben dieser akademisierten Pflegekräfte bedürfen der Qualifikationen, die sie im Studium erworben haben. Dazu gehören beispielsweise: interdisziplinäre Fallbesprechungen moderieren, Patient*innen identifizieren, die nicht in dem gewohnten Rahmen mit den vorhandenen Standards Erfolg versprechend zu behandeln sind, oder auch Maßnahmen festlegen, die von niedriger qualifizierten Pflegeassistenzmitarbeiter*innen übernommen werden können. Aber auch Qualitätssicherungsaufgaben in der pflegefachlichen Versorgung, Pflegeplanung oder Schulungs- und Beratungskonzepte für Patient*innen gehören zum Aufgabenbereich der akademisierten Pflegekräfte.

46 Jahre lang war Milla immer erreichbar.

Was haben Sie als Ihren größten Karriereschritt empfunden?

Als ich gebeten wurde, die Leitung in der Intensivstation zu übernehmen. Stationsleiter auf Intensiv zu werden, war schon im Zivildienst mein Ziel, und daran hielt ich auch fest, als ich mit der Ausbildung fertig wurde. Ohnehin war meine Zeit in der Intensivstation meine erfüllendste Krankenpflegezeit: Das war Arbeit in einem klasse Team, daran denke ich sehr gerne zurück.

In welcher Position konnten Sie am meisten gestalten?

Als ich die Klinikleitung in Schwabing übernahm, hatte ich das Gefühl, tatsächlich die Haltung und die Arbeitsweise der Kolleginnen und Kollegen beeinflussen zu können. Mir war sehr wichtig, dass wir für die Patient*innen da sind, ihnen größtmöglichen Nutzen bringen. Ein großer Vorteil war: Ich konnte viel präsent sein. Wie sehr ich anscheinend Maßstäbe gesetzt habe, zeigt der Spruch: „Das wäre unter Milla nicht passiert“, der mir später mal zu Ohren kam. Mir war immer wichtig, dass die Menschen mich als Chef respektieren, aber niemals Angst vor mir haben. Das habe ich mein ganzes Berufsleben durchgezogen, und ich habe auch den Eindruck, dass ich mir diese Einstellung bewahren konnte. Ich habe den Menschen, die ich geführt habe, immer viel Raum gegeben, sich zu entwickeln, aber auch sich zu präsentieren. Insofern (… lacht …) habe ich mich eigentlich überflüssig gemacht – das läuft auch ohne mich.

In den letzten fünfeinhalb Jahren haben Sie als Geschäftsbereichsleiter Pflege und Service übergeordnete Aufgaben für die gesamte München Klinik übernommen. Was war für Sie in dieser Zeit prägend?

In der Pflegeentwicklung konnten wir mit unserem kleinen, aber sehr engagierten Team viel weiterbringen, haben beispielsweise eine Woche der Pflege auf die Beine gestellt, bei der moderne Themen und Konzepte im Mittelpunkt standen. Auch dass wir das VAR-Healthcare-Pflegewissen für evidenzbasierte Pflegeentscheidungen – übrigens als erste Großklinik in Deutschland – eingeführt und nicht nur auf den Dienstcomputern, sondern auch auf Handys abrufbar gemacht haben, war ein Meilenstein. Für mich persönlich war es aber auch sehr spannend, mich mit den Bereichen Essen, Reinigung und Wäsche auseinanderzusetzen, diesen wichtigen Mitarbeitenden wertschätzend zu begegnen und mich in Vertragsverhandlungen mit externen Dienstleistern zu bewähren. Doch ich hatte das große Glück, dass ich in diesen neuen Bereichen auf sehr kompetente Abteilungsleiter zählen konnte und die Zusammenarbeit sehr kooperativ war.

Was werden Sie vermissen, wenn Sie in den Ruhestand wechseln?

Am meisten die Menschen, mit denen ich den langen Weg gegangen bin. Aber sicher auch die Verantwortung. Ich habe sie gerne getragen, denn ich bin ein Überzeugungstäter: Ich wollte immer etwas tun, was der Daseinsvorsorge dient, was der Bevölkerung Münchens und der Umgebung hilft.

Was wird in Zukunft in Ihrem Leben im Vordergrund stehen?

Ich freue mich, mehr Zeit für mich zu haben, mehr für mich tun zu können. Ich will mehr Sport treiben, Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Wenn ich eine neue Aufgabe, beispielsweise im Ehrenamt, übernehmen würde, dann müsste sie auf jeden Fall mit viel Kontakt zu Menschen verbunden sein – und natürlich Spaß machen.

Was ich gerne zum Abschluss noch sagen möchte: Ich bedanke mich bei allen, die es mir ermöglicht haben, meinen Aufgaben gerecht zu werden. Mein Erfolg war niemals alleine mein Erfolg.

Machen können
hat viele Gesichter

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