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Meldung
02.01.2024

Fit für den Viren-Winter? Wir erklären, worauf es ankommt

Draußen ist es kalt und Covid-19-Schnelltests sind in den Apotheken wieder stark nachgefragt. Die Zahl der Atemwegserkrankungen steigt laut ARE-Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts. Mit Blick auf Länder wie Australien gehen Expert*innen davon aus, dass wir in Deutschland in diesem Winter von einer deutlichen Erkrankungswelle betroffen sein könnten. Der Höhepunkt der saisonalen Atemwegsinfektionen ist hierzulande meist nach dem Jahreswechsel und zieht sich bis in den Februar und März. Wie kommen wir gemeinsam gut durch die beginnende ARE-Saison mit RSV, Influenza, Covid-19 und weiteren Viren? 

RSV: „Dank Impfung werden wir diese Erkrankung hinter uns lassen“

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein ansteckender Atemwegsinfekt, der saisonal auftritt. Symptome sind grippeähnlich, hinzu kommen Husten, Fieber und teilweise Atembeschwerden bis zur Atemnot. Normalerweise sind Kleinkinder im Alter bis sechs Monaten besonders schwer betroffen. Zahlen aus den USA zeigen jedoch, dass RSV auch für Erwachsene gefährlich sein kann. Dort kamen im vergangenen Jahr 177.000 Erwachsene mit RSV ins Krankenhaus, 14.000 von ihnen starben. Ältere Menschen ab 60 Jahren gehören hier zur Risikogruppe. In den Hochphasen der Erkrankungswellen stehen die Gesundheitssysteme regelmäßig unter Druck. Die kleinen und kleinsten Patient*innen brauchen Sauerstoff und einen Platz in der Klinik. Hier gibt es Ausblicke, die für Entlastung sorgen:

„Seit diesem Jahr haben wir zwei neue Impfmöglichkeiten gegen RSV. Das ist umso wichtiger, da es keine spezielle Therapie gegen das Virus gibt. Ältere Menschen können sich mit der neuen aktiven Impfung effektiv schützen. Für die Kindermedizin ist das wichtig, weil dann die Großelterngeneration als Infektionsquelle für Säuglinge wegfällt. Der gleiche Impfstoff wurde in Europa im Sommer für Schwangere zugelassen. Die von der Mutter gebildeten Antikörper, die die Schwangere selbst schützen, werden im Mutterleib auch auf das Kind übertragen. Sie schützen gerade in den ersten Wochen das Neugeborene effektiv, ohne dass es selbst geimpft werden muss. Zugleich können alle Neugeborenen mit einem Passiv-Impfstoff geschützt werden, der für alle Neugeborenen zugelassen ist und für eine ganze Wintersaison schützt. Hier wird die Kostenübernahme durch die Krankenkassen derzeit noch geklärt. Ich bin zuversichtlich, dass es RSV in ca. fünf Jahren nicht mehr in der Heftigkeit wie die letzten Winter geben wird, wenn beide Impfkonzepte breite Anwendung finden."“
Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Kinderintensivstationen in der München Klinik Schwabing und Harlaching

Influenza: „Oft hilft der Hausarzt, noch besser hilft die Impfung“

Die Grippe (Influenza) ist eine Virusinfektion, die durch Husten oder Niesen übertragen wird und in der Regel etwa drei bis fünf Tage anhält, bei Risikogruppen aber auch zu schweren Krankheitsverläufen führen kann. Die „klassischen“ Grippesymptome sind geprägt von einem plötzlichen Erkrankungsbeginn mit Fieber, Husten oder Halsschmerzen sowie Muskel- oder Kopfschmerzen. Auch eine allgemeine Schwäche, Übelkeit oder Durchfall können auftreten. Für Senioren und abwehrgeschwächte Menschen kann eine Grippeinfektion gefährlich werden. Das Immunsystem ist dann häufig nicht mehr so leistungsfähig, außerdem haben Menschen in höherem Alter aufgrund von chronischen Vorerkrankungen häufig ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Es kann beispielsweise zu einer Lungenentzündung kommen. Ab einem Alter von 60 Jahren sollte eine Grippeimpfung im Herbst deshalb zur alljährlichen Routine gehören – für sie steht ein eigener Impfstoff mit Wirkverstärker zur Verfügung.

„Wenn die Pandemie einen positiven Effekt hatte, dann wohl, dass das Wissen um Viren und deren Übertragungswege in unserer Gesellschaft nun tiefer verankert ist. Handhygiene gehört im Winter unbedingt dazu. Wer krank ist, sollte daheimbleiben. Wer husten oder niesen muss, macht das am besten in die Armbeuge. Einfach und wirksam ist der Eigen- oder Fremdschutz mittels Maske. In der Notaufnahme sind wir auf die Viren-Saison mit vielen schwerwiegenden Krankheitsverläufen vorbereitet und haben Test- und Isolationsmöglichkeiten, um Übertragungen innerhalb der Klinik zu vermeiden. Bei den meist leichten Krankheitsverläufen der Influenza ist tagsüber für Patient*innen der Hausarzt oder die Hausärztin der richtige Ansprechpartner, außerhalb der regulären Öffnungszeiten steht der ärztliche Bereitschaftsdienst unter Tel. 116117 zur Verfügung. Vor einem schweren Verlauf schützt am besten eine jährliche Grippeimpfung, Anfang Dezember ist dafür noch immer ein guter Zeitpunkt. Gerade für Risikogruppen – also Senior*innen, Schwangere und Menschen mit einer chronischen Erkrankung – und deren Angehörige ist das besonders wichtig.“
Prof. Christoph Dodt, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin in der München Klinik Bogenhausen

Covid-19: „Maske und Auffrischimpfung schützen weiterhin“

Auch wenn wir in keiner pandemischen Situation mehr sind, ist Covid-19 mit seinen verschiedenen Subvarianten weiterhin stark im Umlauf. In Deutschland dominiert aktuell die Eris-Variante, in anderen Ländern die Pirola-Variante. Als weitere Varianten kursieren aktuell JN1 und neu in den USA die Variante HV1, der „Enkel“ von Omikron. Alle Varianten haben gemeinsam, dass sie nach aktuellen Erkenntnissen nicht häufiger zu schweren Verläufen führen und dass die Impfungen gut gegen sie schützen. Neben Atemwegssymptomen können u.a. Durchfall, Schwellungen im Mund oder Hautausschläge auf eine Infektion mit den neuen Varianten hindeuten. Die München Klinik versorgt aktuell rund 60 Menschen, die an oder mit Covid-19 erkrankt sind. Davon wird eine einstellige Personenzahl auf Intensiv- und Überwachungsstationen versorgt.

„Hier in unserer spezialisierten Infektiologie hat sich Covid-19 mittlerweile in die Behandlung anderer infektiöser Krankheitserreger eingereiht – wir haben viel Erfahrung mit der Krankheit gesammelt und die Menschen erkranken heute seltener so schwer, dass sie eine stationäre Versorgung benötigen. Das sind nach anstrengenden Pandemiejahren gute Nachrichten. Gleichzeitig sollten wir die langfristigen Folgen einer Sars-CoV-2-Infektion weiterhin nicht unterschätzen und uns in der beginnenden Virensaison bestmöglich vor einer Ansteckung schützen. Die saisonale Covid-19-Auffrischimpfung sollte insbesondere für Menschen mit Risikofaktoren genauso zur Winter-Routine gehören, wie die Influenza-Impfung. Auch die Maske kann in bestimmten Situationen, wie im beengten Nahverkehr oder im Krankenhaus, weiterhin ein guter Begleiter sein. Die Entscheidung trifft jeder für sich – ein Blick in die Münchner U-Bahnen zeigt, dass immer mehr Menschen die bewährten Schutzmaßnahmen verinnerlicht haben und bei steigendem Infektionsgeschehen weiter oder wieder anwenden. Auch das ist eine gute Nachricht.“
Dr. Wolfgang Guggemos, Leitender Oberarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing,
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