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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
03.12.201912:33 Uhr

Angehende Ärzte und Pflegekräfte übernehmen gemeinsam Verantwortung für die kleinsten Patienten

Weltweit erstmals: Frühchenstation wird zur Ausbildungsstation

Seit Ende Oktober übernehmen interprofessionelle Teams aus Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) und Auszubildenden der Kinderkrankenpflege gemeinsam die Verantwortung auf der Frühchenstation (Neonatologie) der Kinderklinik Schwabing in einem für zwei Jahre geförderten Projekt 

Weltweit einmalig: Auszubildende versorgen erstmals eigenständig die sehr herausfordernde Patientengruppe der Frühgeborenen

Von der berufsübergreifenden Lernerfahrung profitieren alle: Ein besseres Miteinander, eine höhere Berufszufriedenheit und effektiveres Arbeiten durch bessere Kommunikation sind die Ziele

Gleichzeitig stellt das Projekt hochwertige Praxiseinsätze gerade im Kinderbereich im Rahmen der neuen generalistischen Pflegeausbildung sicher

Das Projekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert unddurch das TUM Medical Education Center (TUM MEC) wissenschaftlich begleitet

 

München, 3. Dezember 2019. Wenn Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm versorgt werden, arbeiten Ärzte und Pflegende am Brutkasten Hand in Hand. Aber ausgebildet werden beide Berufsgruppen in der Pflege und Medizin bisher getrennt – und sprechen nicht immer die „gleiche Sprache“. Das soll sich jetzt in der München Klinik Schwabing ändern. IPANEO steht für „Interprofessionelle Ausbildungsstation in der Neonatologie“ und gleichermaßen für einen Wandel in den Klinikstrukturen: Gerade der Pflegeberuf verändert sich weg von der Grundpflege und hin zu einem differenzierten, hochspezialisierten und akademisierten Aufgabenspektrum, in dem Fachpflegekräfte und Ärzteschaft in Teams auf Augenhöhe Entscheidungen in der Patiententherapie treffen. „Wir sind als Ärztinnen und Ärzte auf die geschulte Wahrnehmung der Pflege angewiesen“, erklärt Chefarzt Prof. Marcus Krüger. „Sie wissen oft schon, bevor wir die Blutwerte aus dem Labor haben oder ein Kind bei der ärztlichen Untersuchung auffällig ist, dass es einem Kind schlechter geht.“ Auch im Kontakt mit den Eltern der Frühchen kommt es darauf an, dass alle im Team die gleiche Sprache sprechen und die Patientenfamilien unterstützen.

Medizin und Pflege von Morgen sammeln gemeinsam Praxiserfahrung

Um diesen Teamgedanken schon vor dem Berufsstart zu fördern, sollte die interprofessionelle Zusammenarbeit fester Bestandteil in der Ausbildung beider Berufsgruppen sein. Best-Practice-Beispiel ist hier Schweden, wo die interprofessionelle Ausbildung im Gesundheitsbereich im Sinne von „von-, mit- und übereinander lernen“ bereits im Lehrplan verankert ist und die Aufwertung des Pflegeberufs in der Praxis umsetzt. Mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung fanden und finden Hospitationen der Teammitglieder der IPANEO in Schweden statt. Medizin und Pflege lernen bereits in der Ausbildung gemeinsam, formen Teams auf Augenhöhe und profitieren vom Know-how des jeweils anderen. Das Projekt IPANEO in der München Klinik Schwabing verbindet das moderne und in Deutschland neue Konzept einer interprofessionellen Ausbildungsstation auf weltweit einmalige Weise mit der besonderen Herausforderung in der Versorgung von frühgeborenen Patienten und ihren Eltern.

Aufwändige und zeitintensive Ausbildung lohnt sich

Und so läuft die Ausbildungsstation IPANEO ab: Die Ausbildungsstation IPANEO führt Medizinstudierende im Praktischen Jahr mit Wahlfach Pädiatrie und Auszubildende der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege ab dem 2. Ausbildungsjahr zusammen. Sie erleben die Praxiseinheit als „Gesundheitsteam“ und bilden so schon früh einen interprofessionellen Teamgedanken für ihre weitere Berufslaufbahn aus. Zunächst über zwei Jahre übernimmt für jeweils zwei Wochen ein interprofessionelles Ausbildungsteam die Verantwortung auf der Frühgeborenenstation in Schwabing. Ein solches Team besteht aus jeweils zwei Auszubildenden der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und zwei Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ). Sie betreuen in dieser Zeit gemeinsam und eigenverantwortlich zwei bis vier stabile frühgeborene Patienten integriert auf der Frühgeborenenstation und sind erster Ansprechpartner in allen Belangen für die Eltern der Frühgeborenen. Dabei stehen den Auszubildenden jederzeit geschulte ärztliche und pflegerische Lernbegleiter zur Seite, die das Projekt intensiv betreuen, wenn nötig eingreifen und für Fragen zur Verfügung stehen. Ein Fokus des Projekts besteht auch in gemeinsamer Reflektionszeit der beteiligten Auszubildenden, die die ärztliche und pflegerische Perspektive auf das Erlebte miteinander verbindet.

Ausbildungsstation auf der Frühchenstation ist weltweite Premiere

Die Besonderheit: IPANEO ist die weltweit erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Neonatologie. Für die ärztlichen und pflegerischen Teilnehmenden der neuen Ausbildungsstation der München Klinik Schwabing bedeutet das, dass sie als erste Auszubildende eigenständig Verantwortung für frühgeborene Patienten übernehmen und sich bei ihrer Praxiserfahrung einer besonderen Herausforderung stellen dürfen. Denn in der Neonatologie gilt es die monitorüberwachten früh- oder neugeborenen Kinder zu versorgen und deren fast Rund-um-die-Uhr anwesenden Eltern in dieser herausfordernden Situation zu unterstützen – auch beim Bindungsaufbau und bei der Entwicklung der elterlichen Kompetenz. Dazu wurden Kriterien festgelegt, welche Patienten für die IPANEO-Betreuung in Frage kommen. „Gerade in der Frühgeborenenmedizin ist die nahtlose Kommunikation zwischen Medizin und Pflege essentiell, beide Bereiche arbeiten zur idealen Versorgung der kleinen Patienten eng als Team zusammen. Deswegen freue ich mich sehr darüber, dass wir mit der IPANEO diesen Teamgedanken früh an Auszubildende vermitteln und den Teilnehmern gleichzeitig das im Klinikbereich unvergleichbare Umfeld der Neonatologie vertraut machen können“, sagt Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie in der München Klinik Harlaching und Schwabing und Projektleiter der IPANEO. Prof. Krüger war bereits in seiner früheren Berufslaufbahn am Aufbau der ersten interprofessionellen Ausbildungsstation in der Pädiatrie in Deutschland (IPAPÄD) am Universitätsklinikum Freiburg beteiligt. Mit der IAPENO wird die IPAPÄD nun in die München Klinik Schwabing übertragen und als weltweit erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Neonatologie weiterentwickelt.

Angehende Ärzte und Pflegekräfte profitieren von den Erfahrungen gleichermaßen

In der Pflegeausbildung sind Ausbildungsstationen bereits etabliert und werden in der München Klinik an den Standorten Bogenhausen und Harlaching durchgeführt. Die IPANEO verfolgt mit ihrem interprofessionellen Lernkonzept jedoch weit über eine Ausbildungsstation hinaus gehende Ziele. Für Medizinstudierende ist das Praktische Jahr (PJ) in einer Klinik die Praxisprobe aufs Exempel. Dass beide Berufsgruppen in der Ausbildung einen Praxiseinsatz gemeinsam erleben, gemeinsam Verantwortung übernehmen, über das Erlebte reflektieren und vor Patienten und Kollegen als Team auftreten, hat für beide Seiten Vorteile. Die berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht eine offene Kommunikation, die engere Verknüpfung beider Berufswelten schafft zudem mehr gegenseitiges Verständnis und hilft mögliche Vorbehalte gegenüber dem jeweils anderen Berufsstand abzubauen. Das Projekt ist ein konkretes Praxisbeispiel für die geforderte Aufwertung des Pflegeberufs – gerade im Bereich der dringend benötigten Kinderkrankenpflegekräfte. Zum 1. Januar 2020 tritt das neue Pflegeberufegesetz in Kraft, in dessen Rahmen die Pflegeausbildung für alle pflegerischen Berufsgruppen in einer generalistischen Ausbildung zusammengefasst wird. Da im Rahmen des Gesetzes die Praxiseinsätze in den verschiedenen Fachbereichen verkürzt werden, stellt IPANEO im Bereich der Kinderkrankenpflege einen besonders hochwertigen Praxiseinsatz dar. Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Berufsfachschule für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege der München Klinik Akademie ist elementarer Bestandteil der IPANEO. Während die Berufsgruppe Pflege ihre Expertise stärkt und Einblick in die ärztlichen Tätigkeiten erhält, lernen die angehenden Ärztinnen und Ärzte wiederum ein ihnen weitgehend unbekanntes Berufsfeld kennen und können damit auch die Auswirkungen ihrer Entscheidungen besser nachvollziehen. Dies setzt Vorgaben im Sinne der anstehenden Reform des Medizinstudiums (2020) und des Nationalen kompetenzbasierten Lernzielkataloges Medizin (NKLM) in diesem Projekt schon jetzt um. Zudem profitieren die Medizinstudierenden von der Nähe der Pflegekräfte zu den Patienten und den patientennahen Klinikabläufen und haben durch die enge Zusammenarbeit besseren Zugang zu wichtigen Informationen, die auch die ärztliche Therapieentscheidung mit beeinflussen können.

Hintergrundinformationen zum Projekt IPANEO

  • IPANEO steht für „Interprofessionelle Ausbildungsstation in der Neonatologie: gemeinsam einen guten Start ermöglichen“ und ist die weltweit erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Neonatologie.
  • Mit ihr geht die erste interprofessionelle Ausbildungsstation in der Pädiatrie in Deutschland (IPAPÄD) aus dem Universitätsklinikum Freiburg in die Neonatologie der München Klinik Schwabing über. Das Projekt wird in Anlehnung an die auf der IPAPÄD von Dr. Sebastian Bode und Christine Straub etablierten Methoden kontinuierlich evaluiert und durch das TUM Medical Education Center (TUM MEC) wissenschaftlich begleitet. Der von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Transfer von Freiburg nach München unter Mitfinanzierung der München Klinik erfolgt durch die Projektleitung der IPAPÄD Freiburg (Frau Christine Straub vor Ort in München). Die Neonatologie als elementarer Bereich der Kinder- und Jugendmedizin beinhaltet eigene spezifische Anforderungen in Bezug auf das interprofessionelle Arbeiten und Lernen der beteiligten Berufsgruppen. Hierfür werden die Lehr- und Lernmaterialien der IPAPÄD auf die Erfordernisse der Neonatologie angepasst und Lehr- und Lernmaterialien aus dem Medizinstudium der TUM sowie aus der Berufsfachschule für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege der München Klinik Akademie integriert.
  • Das Projekt läuft im Zeitraum von 01/2019 bis 12/2020 und ist ein Gemeinschaftsprojekt der Neonatologie der München Klinik Schwabing, des TUM MEC, der München Klinik Akademie und der Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege.
  • Die Projektleiter sind Prof. Marcus Krüger, Chefarzt der Neonatologie in der München Klinik, Prof. Pascal Berberat, Leiter TUM Medical Education Center, und Astrid Göttlicher, pflegerische Klinikleitung der München Klinik Schwabing.
  • Das Projekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung im Rahmen des Förderprogramms für interprofessionelle Ausbildungsprojekte „Operation Team“ über 2 Jahre gefördert und ist damit eines der aktuell 23 Förderprojekte des Programms.

 

Die München Klinik ist der größte und wichtigste Gesundheitsversorger unserer Stadt. Mit Kliniken in Bogenhausen (5), Harlaching (4), Neuperlach (6), Schwabing (2) und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße (3) ist die München Klinik an insgesamt fünf Standorten jederzeit für alle Münchnerinnen und Münchner da. Die Akademie(1) ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen – hoch spezialisiert und erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Der Verbund bietet innovative Medizin und Pflege ganz nah bei den Patienten und deren Bedürfnissen. Rund 135.000 Menschen lassen sich jährlich stationär und teilstationär behandeln. Auch in der Notfallmedizin ist Deutschlands zweitgrößtes kommunales Klinikunternehmen die Nr. 1: Rund 160.000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht über 40 Prozent aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München.

 

 

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Die neue Ausbildungsstation IPANEO in Schwabing vereint die ärztliche und pflegerische Praxisausbildung. Bildquelle: München Klinik.

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Beim Einführungstag am 24.10. lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Station und sich gegenseitig kennen, seit 28.10. sind sie auf der IPANEO im Einsatz. Bildquelle: München Klinik.

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