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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
23.07.201912:33 Uhr

Mediziner der München Klinik klären auf: Reisen in der Schwangerschaft, mit Gips, mit Flugangst, im Alter oder mit Volkskrankheit

In Bayern beginnen die Sommerferien, in ganz Deutschland ist Reisezeit. Für gesunde Menschen stellt sich nur die Frage, wo die nächste Reise hingehen soll. Doch Menschen mit dauerhaften oder temporären gesundheitlichen Risiken müssen weiterdenken. Spezialisten der München Klinik erklären, ob und in welchem Maß Urlaub für Betroffene möglich ist und worauf sie achten sollten.

München, 23. Juli 2019. Wer darf unter welchen Voraussetzungen fliegen und welche Urlaubsziele sind besser oder schlechter geeignet? 6 Fragen, 6 Antworten von Chefärzten der München Klinik.

Reisen in der Schwangerschaft: Im zweiten Drittel ideal
Dr. Olaf Neumann, Chefarzt der Frauenklinik in der München Klinik Schwabing

Bei einer komplikationsfreien Schwangerschaft spricht nichts gegen eine Reise. Oft eignet sich das zweite Trimester am besten, da Begleiterscheinungen wie Morgenübelkeit meist zurückgehen. Von tropischen Reisezielen sollten Schwangere wegen des erhöhten Infektionsrisikos absehen, auch da Impfungen nur eingeschränkt möglich sind. Gegen Flugreisen spricht aus medizinischer Sicht nichts, eine schädigende Wirkung für Mutter oder Kind durch die leicht erhöhte Strahlenbelastung oder die röntgenfreien Metalldetektoren am Flughafen ist nicht nachgewiesen. Schwangere im dritten Trimester sollten sich jedoch bei ihrer Fluggesellschaft informieren, da einige Airlines Schwangere nur bis zu einer gewissen Schwangerschaftswoche transportieren. Bei Langzeitreisen kann außerdem ein erhöhtes Thromboserisiko bestehen. Schwangere sollten deshalb etwa einmal pro Stunde aufstehen und nach Rücksprache mit dem Arzt gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe tragen. Werdende Mütter sollten ihren behandelnden Arzt ohnehin unbedingt in die Reiseplanung einbeziehen und gemeinsam besprechen, welche Vorkehrungen nötig sind.

Reisen nach der Operation: Mit frischem Gips nicht ins Flugzeug
Dr. Matthias Jacob, kommissarischer Chefarzt der Unfallchirurgie in der München Klinik Neuperlach

In den ersten Tagen nach einem Knochenbruch ist ein Flug nicht möglich. Das liegt an den anderen Druckverhältnissen im Flugzeug. Als Richtwert gilt ein Zeitfenster von etwa 48 Stunden. Wer sich im Urlaub einen Knochenbruch zuzieht, muss den Rückflug entsprechend verschieben. In den ersten 7 Tagen nach der Fraktur sollte der Gips vor dem Flug von einem Fachexperten längsgespalten und danach wieder geschlossen werden, da sich Wunden aufgrund des niedrigen Luftdrucks an Bord ausdehnen und der eng anliegende Gips zu Durchblutungsstörungen und Gewebeschäden führen kann. Der gespaltene Gips schafft mehr Platz für diese Ausdehnung. Auch wenn der Gips schon länger anliegt, sollte ein Arzt final über die Flugtauglichkeit und Vorsichtsmaßnahmen entscheiden. Viele Airlines verweigern Passagieren mit Gips ohne Attest den Zugang, wer wegen des Knochenbruchs sein Bein hochlegen muss, muss unter Umständen einen zweiten Sitzplatz hinzukaufen. Wer gerade eine Operation hinter sich hat, sollte die Urlaubsplanung generell zurückhaltend angehen. Je nach Art und Größe des Eingriffs sollten postoperative Patienten für eine bis mehrere Wochen oder Monate nicht fliegen. Nach einer Blinddarmoperation sind Patienten rund 2 Wochen fluguntauglich, bei Operationen an Magen, Darm, Nieren oder Gallenblase ist mit einer Heilungsphase von etwa 6 Wochen zu rechnen. In jedem Fall sollten Patienten mit dem behandelnden Arzt abklären, ob ein Flug im individuellen Fall wieder möglich ist. Reisen mit Bus, Bahn oder Auto (ggf. als Beifahrer) kommen schon früher wieder infrage. Auch dann sollte der Urlaub aber möglichst schonend gestaltet werden. Im Zweifel lieber ein wenig länger warten, den Urlaub im Garten oder auf dem Balkon genießen – und in den nächsten Ferien wieder durchstarten.

Reisen mit Diabetes: Medikamente gehören ins Handgepäck
Prof. Dr. Robert Ritzel, Chefarzt für Endokrinologie und Diabetologie in der München Klinik Schwabing und Bogenhausen

Prinzipiell können Menschen mit Diabeteserkrankung, ob Diabetes mellitus Typ 1 oder 2, uneingeschränkt reisen. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass der oder die Betroffene in der Erkrankung bereits geschult ist und im Alltag gut zurechtkommt. Zusätzlich sollte die Reise gut vorbereitet werden und im Urlaubsland eine regelmäßige Selbstkontrolle beispielsweise durch Blutzuckermessung oder Fußkontrolle erfolgen. Individuelle Risikofaktoren im Zielland, wie ungewohntes Klima oder andere Hygienestandards, sollten vorab mit dem behandelnden Facharzt besprochen werden. Falls Impfungen notwendig sind, sollten diese einige Zeit im Voraus durchgeführt werden, da vorübergehende Blutzuckerschwankungen möglich sind. Auch eine Zeitumstellung kann gerade bei Insulinpflicht herausfordernd sein und vorheriger ärztlicher Rücksprache bedürfen. Insulinpens sind ohne Kühlung bei normaler Raumtemperatur für 4-6 Wochen haltbar. Für Urlaube in warmen Ländern sollte das Insulin in einer kleinen Kühltasche transportiert werden. Auf der Reise sollte eine großzügige Menge aller benötigten Medikamente, Teststreifen und (Ersatz-)Messgeräte im Handgepäck verstaut werden, zusätzlich zur für den Reisezeitraum doppelt bemessenen Menge Medikamente im Koffer. Bei einer Flugreise ist ein Diabetespass erforderlich, der es erlaubt, die notwendigen Utensilien im Handgepäck mit an Bord zu nehmen. Ein ärztliches Attest in Landessprache sollte ebenfalls mitgeführt werden. Bei längeren Flugreisen empfiehlt es sich, genügend Reiseproviant in Form von Getränken, kohlenhydrathaltigem Essen und Traubenzucker mitzuführen. Generell sollte im Urlaub ein eher höherer Blutzuckerspiegel angestrebt werden, um Unterzuckerungen vorzubeugen. Die größte Gefahr einer Unterzuckerung besteht nicht während des Fluges selbst, sondern in der Folgenacht – deshalb sollte am ersten Abend unbedingt eine Messung erfolgen und auch weiterhin im Urlaub engmaschig kontrolliert werden.

Reisen im Alter: Für alle Fälle wappnen und den Urlaub genießen
PD Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin für Geriatrie in der München Klinik Neuperlach

Für das Reisen gibt es keine Altersgrenze, es kommt ganz auf die körperliche Verfassung der Senioren an. Wer auch im betagten Alter noch fit und agil ist, soll die Reiselust im Rentenalter gerne ausleben. Wichtig sind natürlich Vorkehrungen wie eine Reiseversicherung und eine gut sortierte Reiseapotheke. Darin sollten neben den eigenen Medikamenten auch Mittel gegen Reiseübelkeit und Durchfall sowie ein Elektrolytpräparat enthalten sein, da älteren Menschen schneller eine Austrocknung (Dehydrierung) droht. Das liegt an einer veränderten Wärmeregulierung im höheren Alter – der Wassergehalt im Körper ist geringer und das Durstempfinden ist weniger ausgeprägt. Gerade bei Reisen in heiße Regionen sollte deshalb vorab ein Arzt klären, ob die Flüssigkeitsmenge erhöht und im Falle von chronischen Erkrankungen die Medikamentendosis angepasst werden muss. Ein Aktivurlaub hält jung, sollte aber bevorzugt in kühleren Gefilden oder in der Nebensaison stattfinden. Wenn Vorerkrankungen bekannt sind, sollte vorher sichergestellt sein, dass medizinische Versorgung im Ernstfall auch am Urlaubsort schnell verfügbar ist. Gerade bei Rundreisen kann es deshalb sinnvoll sein, eine ärztlich begleitete Reise zu buchen. Bei Langstreckenflügen ist regelmäßige Fußgymnastik zu empfehlen. Menschen mit Venen- oder Herzerkrankungen sollten zudem Kompressionsstrümpfe tragen, um einer Thrombose vorzubeugen.

Reisen mit Herzschwäche: Gut durchgecheckt in den Check-in
Prof. Dr. Stefan Sack, Chefarzt für Kardiologie in der München Klinik Neuperlach

Menschen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können ohne große Probleme verreisen, solange es sich nicht um eine Herzschwäche im Spätstadium mit durchgehenden Symptomen (z.B. Atemnot) handelt. Wichtig ist, dass sich Betroffene etwa vier bis sechs Wochen vor der Reise von ihrem behandelnden Arzt gründlich durchchecken lassen, um die Therapie eventuell anzupassen. Viele Herzinsuffizienzpatienten nehmen beispielsweise Medikamente zur Wasserausscheidung (Diuretika) ein – da der Körper in warmen Gebieten aber schneller Flüssigkeit verliert, muss im Sommerurlaub gegebenenfalls die Trinkmenge oder nach Rücksprache mit dem Arzt die Medikamentendosis angepasst werden. Es empfiehlt sich, gemeinsam mit dem Arzt den Medikamentenvorrat und die medizinischen Unterlagen für den Urlaub zu überprüfen und im Falle einer Flugreise zu besprechen, ob im individuellen Fall aufgrund des niedrigeren Sauerstoffgehalts in der Luft zusätzlicher Sauerstoff benötigt wird. Bei Menschen mit medizinisch gut eingestellter Herzschwäche ist das in der Regel nicht notwendig. Betroffene sollten im Urlaub, wie auch im Alltag, Extreme meiden – darunter fallen sehr heißes oder arktisches Klima, extreme Berghöhen oder eher große Anstrengungen in Form von außergewöhnlichen Wander- oder Radtouren. Ideal sind Entspannungsreisen ans Meer – da sich in warmen Gebieten die Gefäße weiten, sollten Betroffene am Strand aber darauf achten, nur langsam von der Liegeposition in den Stand zu wechseln und sich vor dem Aufstehen besser erst eine Weile zu setzen. Sonst können, wenn das Blut schnell absackt, Schwindelgefühle bis hin zur Ohnmacht auftreten. Auch gemäßigte Aktivurlaube und Kultur- und Städtereisen sind für Menschen mit Herzschwäche geeignet. Betroffene sollten viele Ruhepausen einlegen und die Einnahme ihrer Medikamente trotz des ungewohnten Tagesrhythmus beibehalten. Auch im Urlaub sollte auf eine salzarme Ernährung geachtet werden. Reisen in den Mittelmeerraum mit mediterraner Küche eignen sich besonders gut.

Reisen mit Flugangst: Ängste überwinden und die Welt erkunden
Dr. Matthias Nörtemann, Chefarzt für Psychosomatik in der München Klinik Harlaching

Überraschend viele Menschen leiden unter Flugangst oder zumindest starkem Unwohlsein, wenn sie ein Flugzeug betreten. Eine ausgeprägte Flugangst kann das Leben sogar so weit bestimmen, dass Betroffene oft gar nicht verreisen. Wenn eine Flugreise privat oder beruflich unvermeidbar wird, kommen die Betroffenen oft schon Wochen vor dem Flug unter immensen inneren Druck und dann wird die einfache Geschäftsreise zur wirklichen Qual. Psychotherapeuten sprechen dann von einer „Aviophobie“. Einige Menschen verspüren nur eine leichte Unsicherheit an Bord und schaffen es gut, sich mit einfachen Mitteln von der inneren Unruhe abzulenken. In diesem Falle ist die selbstbestimmte Konfrontation das beste Mittel, denn wer trotz Angst fliegt, kann in der Folge immer besser lernen, mit der Angst gut umzugehen. Eine stark ausgeprägte Flugangst lässt sich ohne professionelle Unterstützung allerdings nicht so einfach besiegen. Wer die Welt erkunden will, sich aber aus Angst nicht traut, sollte zunächst mit einem entsprechenden Arzt oder Psychotherapeuten sprechen. Medikamente sollten dabei höchstens in begründeten Einzelfällen eingesetzt werden – denn die Therapie der Wahl ist die langfristig wirksamere und auch nebenwirkungsärmere psychotherapeutische Behandlung. Damit lässt sich auch eine schwerere Flugangst in den allermeisten Fällen wirkungsvoll behandeln. Vom Familienurlaub in Österreich bis hin zur großen Weltreise alleine steht den ehemaligen Angstpatienten die Welt dann wieder offen.

 

Über die München Klinik
Die München Klinik ist der größte und wichtigste Gesundheitsversorger unserer Stadt. Mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße ist die München Klinik an insgesamt fünf Standorten jederzeit für alle Münchnerinnen und Münchner da. Die Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen – hoch spezialisiert und erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Der Verbund bietet innovative Medizin und Pflege ganz nah bei den Patienten und deren Bedürfnissen. Rund 135.000 Menschen lassen sich jährlich stationär und teilstationär behandeln. Auch in der Notfallmedizin ist Deutschlands zweitgrößtes kommunales Klinikunternehmen die Nr. 1: Rund 160.000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht über 40 Prozent aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München.

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Dr. Matthias Nörtemann, Chefarzt für Psychosomatik in der München Klinik Harlaching. Bildnachweis: München Klinik.

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