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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
25.03.202012:33 Uhr

Seelengesundheit trotz Isolation: Tipps von Medizinern für Erwachsene, Kinder und Familien

Am Sonntag (22.3.) haben sich Bund und Länder auf ein Beschlusspapier zur Eindämmung des Coronavirus (Covid-19) geeinigt. Bereits seit Freitag (20.3.) gelten in Bayern Ausgangsbeschränkungen, die noch enger gefasst sind. Bürgerinnen und Bürger dürfen nur noch aus triftigen Gründen, wie z.B. für den Arbeitsweg oder einen Arztbesuch, sowie zur sportlichen Betätigung alleine oder mit den Personen des eigenen Hausstandes das Haus oder die Wohnung verlassen. Gerade in Großstädten wie München sind die Räume oft beengt, was die Isolation zusätzlich erschwert. Auch die empfohlene soziale Distanzierung, die eine Minimierung der sozialen Kontakte auf Medien wie das Internet und Telefon bedeutet, kann die Seele belasten und zu Einsamkeit führen.

München, 25. März 2020. Sigrid Aberl, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik in der München Klinik Schwabing, und Dr. Matthias Nörtemann, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik in der München Klinik Harlaching, erklären, wie Kinder, Erwachsene und Familien ihre seelische Gesundheit in der häuslichen Isolation schützen:

Kinder: Erklären, was in der Welt passiert
Sigrid Aberl:
Für Kinder ist die aktuelle Situation nur schwer zu begreifen. Seit einer Woche ersetzt die häusliche Isolation den täglichen Gang in den Kindergarten oder in die Schule, der wöchentliche Besuch bei Oma fällt aus und die Eltern stehen merklich unter Stress. Auch wenn Vieles unbegreiflich erscheint, so bekommen auch Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter schon viel über „dieses bedrohliche Virus“ mit und das kann große Ängste bei Kindern auslösen. Deshalb ist es wichtig, kindgerecht zu erklären, was aktuell passiert – und dass wir durch unsere Isolation dazu beitragen, dass weniger Menschen erkranken. Nur so können Kinder verstehen, warum wir uns verhalten, wie wir uns verhalten und Sicherheit aus der Situation zuhause ziehen. Darüber hinaus ist es wichtig, Kindern in dieser ungewohnten Lage möglichst viel Gewohnheit und Stabilität zu geben. Günstig ist es hierfür, einen gewissen Tagesrhythmus einzuhalten, der aus Einzelbeschäftigungen aber auch gemeinsamen Tätigkeiten bestehen kann. Der Vormittag sollte für die Erledigung der Schulaufgaben reserviert bleiben, welche alle Schulkinder von ihren Schulen zur Verfügung gestellt bekommen. Kleinere Kinder können z.B. mit Bastel-, Bewegungs- und Ratespielen beschäftigt werden, aber auch mit Aufgaben im Haushalt, bei denen sie Erfolgserlebnisse erfahren. Ganz wichtig für die Seelengesundheit von Groß und Klein sind Bewegung, frische Luft und Tätigkeiten, die als wirksam und sinnvoll erachtet werden. Neben Spaziergängen im Freien können Ballspiele und kreative Bastel- und Handwerkarbeiten große Freude bringen, nebenbei Fertigkeiten schulen und tolle Effekte für das Zuhause erzielen. Ideen hierfür gibt es zahlreich im Internet oder in entsprechenden Büchern, die man weiterhin online bestellen kann. Viele Eltern treibt natürlich die Frage um, wieviel Zeit sie ihrem Kind für die Nutzung elektronischer Medien in dieser Situation erlauben sollten. Hier ist meine Empfehlung, übliche Regeln für Spiele und andere Unterhaltungsmedien einzuhalten, aber Zeit aufzuschlagen, die z.B. für Schulaufgaben oder den Austausch mit Familie und Freunden über Skype oder andere Messenger neu hinzukommt. Soziale Kontakte sind für uns Menschen wichtig und Eltern sollten ihren Kindern auch in dieser schweren Zeit ermöglichen, diese über verfügbare Kanäle zu pflegen. Selbstverständlich können durch die intensive und verlängerte Zeit, die Familien nun gemeinsam verbringen, auch mehr Konflikte auftreten. Versuchen Sie diese möglichst zeitnah durch ein klärendes Gespräch oder eine einberufene „Familienkonferenz“ zu lösen. Sollte dies nicht gelingen, scheuen Sie sich nicht, eine Erziehungsberatungsstelle hinzuzuziehen. Die Erziehungsberatungsstellen in München stehen Eltern weiterhin telefonisch zur Verfügung. Sollten sich Eltern Sorgen machen, weil ihr Kind übermäßige Ängste vor einer eigenen Ansteckung oder dem Verlust der Eltern hat, wieder nächtlich einnässt, obwohl es schon lange trocken war, oder anhaltend schlecht schläft, sehr traurig wirkt oder übermäßig viel schreit, dann stehen weiterhin Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychosomatik in den Praxen, aber auch in Kliniken wie unserer für sie zur Verfügung. In vielen Fällen kann eine Beratung der Familie und das Einführen von Ritualen, die Sicherheit vermitteln, schon eine große Wirkung zeigen.

Erwachsene: Routinen und Kontakte geben Sicherheit, schützen die psychische Stabilität und helfen gegen Angst und Frust
Dr. Matthias Nörtemann:
Die Menschen im unserem Land erleben die gegenwärtige Situation ganz unterschiedlich. Viele Menschen leiden sehr unter den notwendigen Beschränkungen, aber einige scheinen es zu schaffen, auch in dieser Situation den Kopf über Wasser zu halten und schaffen es auch in dieser Krise, ihr Wohlbefinden aufrechterhalten. In der momentanen Lage ist es vollkommen normal und im Grunde eine gesunde Reaktion, wenn sich vorübergehend Sorgen, Angst oder Ungewissheit einstellen. Umso mehr, wenn durch wirtschaftliche oder auch andere private Faktoren die Stabilität der Lebensumstände gefährdet ist. Angst ist ja letztlich dazu da, uns zu schützen, indem sie uns dazu bringt, Gefahren zu meiden, aber auch Wege aus der bedrohlich erlebten Situation zu suchen. Es stimmt, viele Aspekte kann der einzelne derzeit kaum beeinflussen. Umso wichtiger ist es, in den Bereichen, die wir kontrollieren können, gut für sich und die Menschen, die uns nahestehen zu sorgen. Wenn ich als Fachmann gefragt werde, empfehle ich den Menschen derzeit zwei Dinge. Zum einen: Schaffen oder bewahren Sie Routinen. Ein regelmäßiger Tagesablauf und regelmäßige Tätigkeiten sind in unsicheren Zeiten Gold wert und vermitteln uns Sicherheit. Beginnen Sie jeden Wochentag (auch wenn Sie freigestellt sind) zu einer festen Zeit. Wenn Sie nicht im Home-Office arbeiten, tun Sie irgendetwas regelmäßig – egal ob Gymnastik, Computerspielen oder Lesen. Und bewegen Sie sich, soweit es möglich und erlaubt ist, jeden Tag an der frischen Luft. Und das Zweite ist vielleicht noch wichtiger: Pflegen Sie Freundschaften und bleiben Sie konsequent mit anderen Menschen in Kontakt. Dabei ist das gute alte Telefon oder ein Video-Chat viel besser geeignet, um mit anderen Menschen auch emotional verbunden zu bleiben, als das Lesen von Beiträgen bei Facebook oder Twitter. Viele Psychotherapeuten bieten Gespräche momentan auch als Video-Sprechstunden an und sind begeistert davon, wie gut und unkompliziert das funktioniert. Man kann sich übrigens auch per Skype auf ein Feierabend-Bier oder einen Kaffee treffen. Probieren sie es doch mal aus!

Familien: Informationen über Corona – Weniger ist oft mehr!
Dr. Matthias Nörtemann:
In den Medien dreht sich seit Wochen alles um die Corona-Epidemie. Dieses Thema ist für uns und die Welt wirklich wichtig und fordert von uns, dass wir es ernst nehmen. Dafür ist es notwendig, gut und verlässlich informiert zu sein, um besonnen und verantwortlich handeln zu können. Aber Vorsicht: Der ungefilterte Medienkonsum und die dadurch andauernd geforderte Auseinandersetzung mit, aus dem Kontext gelösten, steigenden Corona-Infektionen führen in der Realität zu etwas ganz Anderem. Die durchgehende Konfrontation mit Push-Nachrichten und Videos aus den sozialen Netzwerken führen eher zu einem angstvoll fixierten Tunnelblick, der Ängste verstärkt, das Immunsystem tendenziell schwächt und ein sinnvolles und besonnenes Handeln erschwert. Die amerikanische psychologische Vereinigung (APA) weist aktuell im Zusammenhang mit Covid-19 darauf hin, dass ein Übermaß an Informationen aus den sozialen Medien das Bedrohungserleben der Nutzer eher verstärkt, wohingegen die traditionellen Medien eine sinnvolle Auseinandersetzung wohl eher unterstützen. Vor allem aber auch, dass die Menge das Gift macht: Menschen, die sich dieser Art von Information durchgängig aussetzen, sind nachweislich psychisch belasteter, ohne dafür im Gegenzug irgendeinen Vorteil zu haben. Nicht nur für Erwachsene ist es schwer, sich auf diese neue Situation einzustellen; Kinder und Jugendliche brauchen auf ihre ganz eigene Weise Raum und Zeit, um die gegenwärtigen Veränderungen einzuordnen und gesund zu verarbeiten. Am besten können wir Kinder und Jugendliche unterstützen, indem wie einfühlsame Gesprächspartner sind. Genauso wertvoll ist es, selbst ein Vorbild zu sein, das nicht alle fünf Minuten auf das Display schielt. Wie schon Karl Valentin gesagt haben soll: „Es hat keinen Sinn, Kinder zu erziehen, sie machen einem ja sowieso alles nach“. Ich selbst fahre gut damit, mir einmal morgens und einmal abends Zeit zu nehmen, mir ein umfassendes Bild von der Situation zu machen – wenn nötig inklusive Quellenrecherche und Informationen aus dem Bereich der medizinischen Forschung. Aber genauso wichtig ist es mir, auf Medien zeitweise gezielt zu verzichten und mir mit dem gemeinsamen Umfeld „coronafreie Zeiten“ zu schaffen – ob beim Kochen oder Spaziergang. Denn weder medizinische Laien noch medizinisches Fachpersonal sind vor Stress durch konstante Katastrophenmeldungen aus anderen Ländern gefeit. Wir bieten unseren ärztlichen und pflegerischen Kolleginnen und Kollegen deshalb psychosoziale Unterstützung im Umgang mit der aktuellen Situation an, bieten Raum für Gespräche in schwierigen Situationen oder zeigen Entspannungsübungen für zwischendurch. In der gegenwärtigen Situation profitieren wir alle davon, wenn wir achtsam darauf aufpassen, wo unsere Energie hingeht und wir uns gezielt Raum für Erholung ermöglichen, um Kraft zu tanken und unsere Batterien wieder aufzuladen.

 

Ansprechpartner:
Erziehungsberatung München: www.erziehungsberatung-muenchen.de

Facharztsuche der KVB: www.kvb.de/service/patienten/patienten-infoline

Kinder- und Jugendpsychosomatik Schwabing:

https://www.muenchen-klinik.de/krankenhaus/schwabing/kinderkliniken/psychosomatik

Psychosomatik Harlaching:

https://www.muenchen-klinik.de/krankenhaus/harlaching/psychosomatik-psychotherapie/

 

Die München Klinik ist der größte und wichtigste Gesundheitsversorger unserer Stadt. Mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße ist die München Klinik an insgesamt fünf Standorten jederzeit für alle Münchnerinnen und Münchner da. Die Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen – hoch spezialisiert und erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Der Verbund bietet innovative Medizin und Pflege ganz nah bei den Patienten und deren Bedürfnissen. Rund 135.000 Menschen lassen sich jährlich stationär und teilstationär behandeln. Auch in der Notfallmedizin ist Deutschlands zweitgrößtes kommunales Klinikunternehmen die Nr. 1: Rund 160.000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht über 40 Prozent aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München.

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