Logout
Grippe (Influenza)

Grippe (Influenza)

#Stark gegen Grippe - Präventiv gegen die Doppelwelle

Die München Klinik ruft Risikogruppen zur Influenza-Impfung auf. In der ersten Hochphase der COVID-19-Pandemie im Frühjahr war die letzte Influenza-Saison schon am Ausschleichen. Jetzt im Herbst treffen beide Erkrankungen, die aufgrund der ähnlichen Symptomatik (Atemwegsbeschwerden, Fieber) von Anfang an häufig miteinander verglichen wurden und schwer zu unterscheiden sind, aufeinander. Aus diesem Grund ist es in diesem Jahr besonders wichtig, dass sich Risikogruppen gegen Influenza impfen lassen.

Wie kann man sich mit Influenza anstecken? Welche Symptome gibt es? Für welche Risikogruppen ist Influenza besonders gefährlich? Habe ich mich mit dem Coronavirus infiziert? Oder ist es doch nur eine Erkältung?

Wer an Grippe leidet, hat sich mit dem Influenza-Virus infiziert. Influenzaviren treten in verschiedenen Variationen - sogenannten Serotypen - auf, wobei v.a. die Serotypen A und B humanmedizinisch relevant sind, seltener auch der Serotyp C. Am häufigsten und am gefährlichsten ist das Influenza-Virus Typ A.

Die WHO schätzt, dass jährlich 10 - 20% der Weltbevölkerung an Influenza erkranken. Lesen Sie bei uns, worum es sich bei einer Influenza handelt und wie Sie sich und andere bestmögliich schützen können... 

ICD-10-Schlüssel zur Grippe

ICD-10 ist ein Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen, die Schlüssel dienen der Internationalen Klassifikation von Krankheiten.

J09 Grippe durch nachgewiesene Vogelgrippe-Viren

J10 Grippe durch sonstige nachgewiesene Influenzaviren

J10.0 Grippe mit Pneumonie, sonstige Influenzaviren nachgewiesen

J10.1 Grippe mit sonstigen Manifestationen an den Atemwegen, sonstige Influenzaviren nachgewiesen

J10.8 Grippe mit sonstigen Manifestationen, sonstige Influenzaviren nachgewiesen

J11 Grippe, Viren nicht nachgewiesen

Aufbau des Grippevirus

Das Erbmaterial des Virus (RNA) ist von einer Fettschicht (Lipidmembran) umhüllt und in eine Proteinmatrix eingebettet. Das Matrix-Protein M1 ist dabei ein wichtiger Faktor für die strukturelle Stabilität des Influenza-Virus.

Innerhalb der M1-Hülle befinden sich weiterhin noch einige Moleküle des Matrix-Proteins M2. Als selektiver Ionenkanal ermöglicht dieses Protein den Transport von Protonen durch die Virus-Membran und spielt damit eine wichtige Rolle im Lebenszyklus des Influenza-Virus.

Bedingt durch die RNA-Struktur und der einzelnen Genomsegmente des Influenza-Virus kommt es sehr häufig zu Veränderungen dieser Viren. Für die Vermehrung muss die RNA durch eine sogenannte RNA-abhängige RNA-Polymerase wieder in RNA umgeschrieben werden. Diese RNA-Kopien dienen einerseits als mRNA für die Bildung der viralen Proteine. Sie dienen aber auch als Matrize zur Synthese neuer genomischer RNA-Fragmente, die in neue Viruspartikel verpackt werden.

Bestimmte Proteine übernehmen dabei die Funktion der RNA-abhängigen RNA-Polymerase. Sie arbeiten aber ziemlich unzuverlässig und bauen sehr oft falsche Basen in die sich neu bildenden RNA-Stränge ein. Aufgrund dieser extrem fehlerhaften Weitergabe der genetischen Informationkommt es zu Punktmutationen und damit zu einer ständigen Veränderung der antigenen Proteinbereiche. Dieses Phänomen wird als antigenic drift bezeichnet und ist der Grund, weshalb alljährlich die Zusammensetzung des Grippe-Impfstoffs neu angepasst werden muss.

Das Hämagglutinin dient als Anker zum Anheften an die Zelle.

Die Neuraminidase verhindert das Verklumpen der neu gebildeten Viren untereinander bzw. mit Schleim, den die Viren auf dem Weg zu ihren Wirtszellen durchdringen müssen.

Influenzaviren neigen zu einem häufigen Antigenwechsel (Antigenshift) aufgrund von genetischem Austausch verschiedener Influenzasubtypen. Deswegen hinterlässt eine Influenzaerkrankung keine sichere und anhaltende Immunität und deswegen ist eine ständige Adaptation des Impfstoffes mit jährlicher Wiederauffrischung unentbehrlich.

Übertragung & Inkubationszeit

Die Übertragung der Influenza-Viren erfolgt meist durch Tröpfchen-Infektion, z.B. beim Sprechen oder Niesen.

Die Viren können außerhalb des Körpers mehrere Stunden überleben. Bei niedrigen Außentemperaturen, wie in unseren Wintermonaten, können die Viren länger außerhalb des Körpers überleben als in den heißen Sommermonaten.

Auch eine Ansteckung über Schmierinfektion ist möglich über kontaminierte Gegenstände, wie beispielsweise Türklinken. Kommen die auf diesem Wege kontaminierten Hände dann in Kontakt mit den Schleimhäuten, wie z.B. Nase oder Augen, kann es zur Infektion kommen.

1-2 TageInkubationszeit

Die Inkubationszeit - also der Zeitraum von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome - beträgt meist nur ein bis zwei Tage.

1 WocheÜbertragung

Personen, die an Grippe erkrankt sind, sind ab den ersten Symptomen meist ca. eine Woche lang ansteckend.

2 TageAnsteckend VOR Symptomen

In Einzelfällen ist es auch möglich, dass eine Person bereits zwei Tage vor Beginn der ersten Symptome ansteckend ist.

Symptome einer Grippe

Der Schweregrad der Grippe ist z.B. deutlich ausgeprägter als bei grippalen Infekten und die Rekonvaleszenz - als die Zeit zur vollkommenen Erholung oder Genesung von der Erkrankung - kann mitunter mehrere Wochen andauern.

Natürlich gibt es auch bei der Grippe mildere und schwerere Verläufe.

    Kommt es zu einem schwereren Verlauf, treten folgende typische Grippe-Symptome auf:

    • plötzlich auftretendes hohes Fieber
    • Schüttelfrost
    • Reizhusten
    • Kopf- und Muskelschmerzen
    • Dyspnoe (Atemnot, Kurzatmigkeit)

    In der Regel treten bei Kindern die gleichen Symptome auf wie bei Erwachsenen – allen voran plötzlich eintretendes und sehr hohes Fieber, das 39 Grad Celsius und mehr erreichen kann. Zusätzliche Anzeichen, die auf eine Virus-Grippe hindeuten können, sind starke Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein trockener, starker Reizhusten.

    Bei Kindern können aber auch eher untypische Symptome wie Bauchweh oder starke Übelkeit auftreten. Konsultieren Sie bei anhaltenden Beschwerden Ihren Kinderarzt.

    Grippe, Erkältung oder Covid-19?

    Habe ich mich mit dem Coronavirus infiziert? Oder ist es doch nur eine Erkältung?

    Die Bezeichnung grippaler Infekt ist oft irreführend, da es sich eigentlich nur um eine (banale) Erkältung handelt und nicht um die - durch das Influenza-Virus verursachte - "echte Grippe". Diese wird, wie schon erwähnt, nur und ausschließlich durch Influenzaviren ausgelöst. Eine Erkältung dagegen kann durch über 100 verschiedene Viren ausgelöst werden.

    Covid-19 kann ähnliche Symptome entwickeln wie eine Grippe oder eine Erkältung. Eine gute Unterscheidungsmöglichkeit zwischen Grippe und Covid-19 bietet der Erkrankungsverlauf. Eine Grippe ist aus heiterem Himmel da. Eben noch gesund treten auf einmal starke Kopf- und Gliederschmerzen sowie hohes Fieber und schweres Krankheitsgefühl auf.

    Während die Grippe durch einen schlagartigen Erkrankungsbeginn manifest wird, ist der Krankheitsverlauf bei Covid-19 oder auch bei einer Erkältung eher schleichend mit steigender Intensität. Insbesondere die Erkältung beginnt meist schleichend, beispielsweise mit einem Kratzen im Hals, am nächsten Tag läuft die Nase und am darauffolgenden Tag kommt noch Husten hinzu.

    Wie sich die Häufigkeit typischer Symptome der drei Erkrankungen unterscheiden, haben wir für Sie anschaulich gegenübergestellt.

    Zur genauen Untersuchung und Einordnung der Symptome sollten sich Betroffene immer an den Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116117 wenden.

    SymptomeGrippeGrippaler InfektCOVID-19
    FieberFast immerSeltenHäufig
    Müdigkeit, AbgeschlagenheitFast immerMöglichMöglich
    Husten (Schleim)HäufigHäufigSelten
    Husten (trocken)Fast immerSeltenHäufig
    NiesenSeltenFast immerFast nie
    GliederschmerzenFast immerHäufigSelten
    KopfschmerzenHäufigHäufigMöglich
    SchnupfenSeltenFast immerSelten
    HalsschmerzenMöglichFast immerMöglich
    DurchfallMöglich bei KindernNieSelten
    Kurzatmigkeit, AtemnotMöglichFast nieHäufig
    Geruchs- & GeschmacksverlustFast nieSeltenHäufig

    Wie kann eine Grippe ärztlich diagnostiziert werden?

    Liegt aufgrund der Symptomatik oder einer aktuellen regionalen Grippeepidemie der Verdacht auf eine Influenza-Erkrankung nahe, wird der behandelnde Arzt üblicherweise einen Abstrich aus der hinteren Nasenhöhle oder aus dem tiefen Rachen vornehmen.

    Mit einem sogenannten Influenza A/B-Schnelltest kann innerhalb von 15 Minuten eine Influenza nachgewiesen werden.

    Dabei werden Proteine des Virus mittels farblich markierter Antikörper auf einem Teststreifen sichtbar gemacht.

    15Minuten mit dem Schnelltest

    Mit einem sogenannten Influenza A/B-Schnelltest kann innerhalb von 15 Minuten eine Influenza nachgewiesen werden.

    Exakter als der Schnelltest ist allerdings der Nachweis mittels eines PCR-Tests, der das Erbgut des Virus im Blut direkt nachweist und identifiziert. Bis aber ein Ergebnis vorliegt, dauert es unter Umständen einige Stunden.

    Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 7 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) nur der direkte Nachweis von Influenzaviren, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet. Dazu gehören auch in ärztlichen Praxen durchgeführte Schnelltests.**

    Mehr wissen - Daten* und Fakten zur Grippe

    182.000*Influenzameldungen gemäß IfSG

    In der Grippesaison 2018/2019 erkrankten (labordiagnostisch bestätigt) fast 182.000 Menschen.

    40.000Schwerkranke im Krankenhaus

    Über 40.000 erkrankten so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten

    954Gemeldete Todesfälle

    954 Menschen sind 2018/19 nachweislich gemäß IfSG-Meldung an das RKI an der Influenza gestorben.

    Wer ist gefährdet an einer Virusgrippe zu erkranken?

    Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet, sich mit dem Grippe-Virus anzustecken und auch einen schweren Verlauf zu erleiden. Entweder, weil ihr Immunsystem grundsätzlich geschwächt ist oder weil sie - beruflich oder privat - vermehrt Kontakten zu Geschwächten ausgesetzt sind. Diese Personen sollten daher besonders vor einer Infektion geschützt werden.

    Besonders ansteckungsgefährdet sind Kinder im Vor- und Grundschulalter, da sie häufig mit Viren und Bakterien in Kontakt kommen, sowie deren Eltern.

    Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt diesen Gruppen die jährliche Impfung mit dem quadrivalenten Influenza-Impfstoff.

    Zu weiteren zu schützenden Gruppen zählen:

    • Menschen, die mit Risikopersonen (wie Immungeschwächten) zusammenleben oder solche betreuen, z.B. Angehörige, Pflegekräfte
    • Menschen mit erhöhter beruflicher Gefährdung (z.B. medizinisches Personal in Krankenhäusern, Arztpraxen, Kurbetrieb etc.)
    • Grundsätzlich alle Menschen über 60 Jahre
    • Bewohner sowie Mitarbeiter von Alten- oder Pflegeheimen
    • Schwangere
    • Menschen mit einer Grunderkrankung wie Asthma, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leber- oder Nierenerkrankungen, Diabetes, Multiple Sklerose, angeborener oder erworbener Immunschwäche (z.B. bei HIV/Aids)

    Welche Komplikationen sind möglich?

    Für den Organismus eines gesunden Menschen mit einem intakten Immunsystem ist die Influenza zwar sehr unangenehm, stellt aber in der Regel kein lebensbedrohendes Problem dar. Die Mehrzahl der Infektionen verläuft mit der völligen Genesung der Erkrankten.

    Besonders bei Kindern, alten Menschen und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem können lebensgefährliche Komplikationen auftreten. Grund für Komplikationen sind meist die schwer verlaufenden Sekundärinfektionen oder auch Superinfektionen. Dies kann dann zu einer bakteriellen Lungenentzündung führen, deren Folge auch eine Sepsis mit Multiorganversagen sein kann.

    Es kann auch direkt zu einer viralen Lungenentzündung durch das Influenzavirus kommen, einer primären Viruspneumonie. Auch hier ist ein komplizierter Verlauf mit Entwicklung eines Lungenversagens - einer ARDS oder Schocklunge - möglich.

    Als weitere Komplikationen können Influenza-Viren auch virale Entzündungen am Herzmuskel auslösen.

    Speziell bei Kindern tritt häufiger auch eine Otitis media auf, eine akute Mittelohrentzündung.

    Das Immunsystem von (Klein-)Kindern ist oft noch nicht vollständig ausgereift, deswegen stecken sich Kinder besonders häufig an. In der Regel ist die Grippe für Kinder nicht gefährlich und nimmt meist einen harmlosen Verlauf.

    Wenn das Kind eine chronische Vorerkrankung, beispielsweise des Herz-Kreislauf-Systems, des zentralen Nervensystems, des Immunsystems oder des Stoffwechsels hat, kann die Grippe allerdings auch hier zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie einer Lungenentzündung oder Herzschäden führen.

    Wie wird die Grippe (Influenza) behandelt?

    Ist man an einer Grippe erkrankt, kann die Dauer der Erkrankung zwischen wenigen Tagen und bis zu zwei Wochen variieren. Manchmal bleibt auch noch ein allgemeines Schwächegefühl für einige weitere Wochen bestehen.

    Bei Grippe-Erkrankten ohne Vorerkrankungen und ohne Hinweise auf einen komplizierten Verlauf ist eine symptomatische Therapie ausreichend. Das wären beispielsweise die Behandlung mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Mitteln, Bettruhe halten und genug Flüssigkeit zuführen.  

    Eine antivirale Therapie sollte bei Risikogruppen in Betracht gezogen werden. Allerdings müssten die Medikamente innerhalb von 48 Stunden nach Erkrankungsbeginn eingenommen werden. Die Neuraminidase-Hemmer wie Oseltamivir oder Zanamivir sollen die Virusvermehrung in den Zellen und damit lebensgefährliche Komplikationen verhindern. Trotzdem ist die Wirkung der Neuraminidase-Hemmer beschränkt.

    Laut aktuellen Studien verkürzt die Einnahme eines der oben genannten antiviralen Medikamente die Dauer der Erkrankungssymptomatik bei Grippe nur um etwa einen Tag. Im Gegensatz dazu treten bei Einnahme aber häufig Nebenwirkungen auf, wie z.B. Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.

    Durch das Grippevirus wird das Immunsystem geschwächt und Bakterien können leichter von den oberen Schleimhäuten in die tiefen Bronchien wandern und dort  zusätzlich eine bakterielle Infektion verursachen, wie beispielsweise bei Erwachsenen häufig eine Lungenentzündung (z.B. durch Streptokokken oder Staphylokokken). In diesem Fall muss eine Therapie mit Antibiotika erfolgen.

    Wie kurieren Senioren eine Grippe am besten aus?

    Ältere Menschen sollten sich auf jeden Fall ausreichend Zeit zur Genesung geben und dem Körper und der Seele Ruhe gönnen. Mit steigendem Alter braucht der Mensch länger, um wieder zu Kräften zu kommen. Das kann oft mehrere Wochen dauern. Allerdings sollten Senioren deshalb keinesfalls strikte Bettruhe wahren, denn die Muskeln bauen im Alter schnell ab und das kann zu dauerhafter Gebrechlichkeit führen.

    Ältere Menschen sollten deshalb sobald wie möglich wieder Bewegung in den Alltag integrieren, leichte Bewegung im häuslichen Umfeld ist anfangs schon ausreichend. Auch eine eiweißreiche Ernährung unterstützt während der Schonzeit die Muskeln. Körperliche Überanstrengung sollte indes vermieden werden.

    #StarkGegenGrippe - Wissenwertes rund um die Grippe