Die München Klinik berichtet aktuell und in den kommenden Wochen in seriellem Format darüber, was sich im Kleinen und Großen für die Pflege in der München Klinik bereits ändert und langfristig für das deutsche Pflegewesen in Politik und Wahrnehmung ändern muss. In Teil 3 richtet die München Klinik ihre Forderungen an die Politik. Die vorangegangenen Teile finden Sie hier im Pressebereich der München Klinik.
München, 11. Mai 2022. In der Pandemie sind die Ärzt*innen und Pflegekräfte der München Klinik weit über die Belastungsgrenze gefordert und haben bisher rund 5.300 Corona-Patienten stationär behandelt, davon über 1.000 Patienten auf Intensivstationen. Die München Klinik ist der größte Gesundheitsversorger der Metropolregion München. Teilweise hat die München Klinik bis zu 200 Covid-19-Patienten gleichzeitig versorgt, davon 60 auf Intensiv. Parallel musste die Daseinsvorsorge sichergestellt werden. Die Teams haben Herzinfarkte und Schlaganfälle behandelt, Kinder zur Welt gebracht und lebensrettende Operationen durchgeführt. Gleichzeitig standen Spezialkliniken nebenan leer und bekamen Freihaltepauschalen.
Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik: „Das zeigt, welche Überkapazitäten unser Gesundheitssystem hat. Die in der Pandemie geforderten Kliniken sind wirklich systemrelevant und sollten gefördert und finanziell gestützt werden. Tatsächlich fließen Gelder aber aktuell in gut planbare Operationen, während gleichzeitig Kreißsäle und Kinderstationen geschlossen werden. Und das hat einen guten Grund: Der planbare Eingriff ist im DRG-System für ein Krankenhaus lukrativer als die Versorgung eines hochfiebernden Kindes, das eine stationäre Versorgung sofort braucht. Das schafft Fehlanreize. Weniger und nicht mehr Krankenhäusersind gut für das deutsche Gesundheitssystem. Und diese Krankenhäuser sollten finanziell, technisch und personell besser ausgestattet werden. Weniger Kliniken sind, zumindest teilweise, auch eine Antwort auf den Pflegekräftemangel. Denn dann wäre das vorhandene Pflegepersonal wieder gezielter einsetzbar. Mit den Pflegenden könnten wir die aktuell leerstehenden Intensiv-Betten betreiben. Aber es ist politisch unpopulär, ein Krankenhaus zu schließen oder Betten abzubauen – und die irrationale Diskussion darüber schaut auf Wählerstimmen und nicht auf die bestmögliche Patientenversorgung. Hier muss die öffentliche Diskussion versachlicht werden. Nicht das Krankenhaus um die Ecke bedeutet Qualität. Als Krebspatient profitiere ich nachweislich davon, wenn ich in einem großen, weiter entfernten Zentrum versorgt werde, das viel Erfahrung mit meinem Krankheitsbild hat.“
Zum Stellenwert der Pflege im Gesundheitssystem sagt Dr. Fischer weiter: „Der Stellenwert der Pflege muss in der breiten Öffentlichkeit, aber auch im Gesundheitssystem selbst erkannt werden. Es ist ein Fehler, dass Pflege nach wie vor als Kostenfaktor betrachtet wird. Pflege ist eine wertschöpfende Tätigkeit und die Pflegequalität spielt für die Genesung eine maßgebende Rolle. Hier muss der finanzielle Rahmen geschaffen werden, um das volle Potenzial der Pflege nutzen zu können. Davon profitieren letztlich sowohl die Pflegenden in ihrem Arbeitsalltag, als auch die Kostenträger.“
Dr. Fischer weiter: „Gleichzeitig muss politisch erkannt werden, dass eine Aufwertung des Pflegeberufs auch Auswirkungen auf andere Berufsgruppen im Krankenhaus haben muss. Konkret müssen Ärztinnen und Ärzte Verantwortung an ihre pflegerischen Kolleg*innen abgeben – heute dürfen Pflegekräfte bestimmte Aufgaben beispielsweise nur unter ärztlicher Aufsicht durchführen, unabhängig von ihrer Berufserfahrung. Das muss sich ändern, damit beide Berufsgruppen tatsächlich auf Augenhöhe miteinander agieren können und aus dem häufig pflegerischen Zuarbeiten ein Ineinandergreifen medizinischer und pflegerischer Expertise werden kann. Das schlägt sich dann zwangsläufig auch in einer Anpassung der Gehälter auf beiden Seiten nieder.“ Solche Themen wie die Verantwortungsübernahme der Pflege für aktuell ärztliche Handlungen müssen noch vor Berufsstart in der Ausbildung verankert werden. Eine wichtige Rolle spielt hierbei dann aus Sicht der München Klinik die Akademisierung der Pflege als ausschließlicher Bildungsweg. Deutschland liegt hinter Ländern wie Schweden oder Großbritannien mit jeweils 100-prozentiger Akademisierungsquote weit zurück. In diesen Ländern wird auch sichtbar, wie eine Akademisierung der Pflege dazu beiträgt, die auf Delegation ausgerichtete Zusammenarbeit im Krankenhaus aufzubrechen und eine partnerschaftliche Verantwortungsteilung zu schaffen, die der Profession, Rolle und Verantwortung von Pflege entspricht.
Auch das Thema Wohnraum ist für die Geschäftsführung der München Klinik ein entscheidender Punkt. „Die Stadt unterstützt uns hier sehr, aktuell entstehen neue Wohnungen auf dem Schwabinger Klinikgelände und das ist ein starkes Signal. Aber bezahlbarer Wohnraum bleibt ein vordringliches Thema. Wir brauchen langfristig mehr günstigen Wohnraum für unser Personal, mit dem sich Wohnen und Arbeiten in München in jeder Lebensphase gut vereinbaren lässt. Gleiches gilt für das Thema Kinderbetreuung. Wir müssen Pflegekräften den Wiedereinstieg erleichtern, das gelingt in Schichtberufen nur mit flexiblen Betreuungsangeboten. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass hier der notwendige Rahmen geschaffen wird“, so Dr. Axel Fischer.
Die München Klinik setzt aktuell neue Maßnahmen und Projekte im Pflegebereich um und berichtet dazu in den kommenden Wochen ausführlich. Bereits veröffentlichte Meldungen finden Sie hier. Die weiteren Themen aus dieser Pflegeserie folgen im Wochentakt in Form von Presseinformationen. Auch auf den klinikeigenen Social-Media-Kanälen stellt sie begleitend ab Mai die Professionalität des Pflegeberufs in den Fokus und zeigt in spannenden Insights, was Pflege wirklich (aus-)macht.
Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 135 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Bis zu 160 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlichem Wohnraum. Dafür zählt jeder Euro.