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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
23.03.202312:33 Uhr

Neue endoskopische Therapie des Typ-2-Diabetes: München Klinik Bogenhausen bietet brandneues Hitzeverfahren an

Als eine von nur drei Kliniken in ganz Deutschland

München, 23. März 2023. Diabetes ist der Inbegriff einer Volkskrankheit – in Deutschland leiden über 8 Millionen Menschen, und damit jeder Zehnte, allein an Typ-2 Diabetes mellitus. Diesen Menschen bietet jetzt ein innovatives und schonendes Behandlungsverfahren per Endoskop eine neue Therapieoption: Das sogenannte REVITA-Verfahren nutzt die Technik einer diagnostischen Magenspiegelung, wie sie bspw. bei unklaren Oberbauchschmerzen und bei der Suche nach Magengeschwüren durchgeführt wird. Durch endoskopisch kontrollierte Hitzeverödung im Zwölffingerdarm führt REVITA zu einer Erneuerung der bei Diabetes mellitus in ihrer Funktion gestörten Schleimhaut und kann dadurch Diabetes-Patient*innen eine Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustands ermöglichen. Im besten Fall können Patient*innen durch eine Verbesserung der Insulinempfindlichkeit des Körpers ihr Gewicht reduzieren, den Blutzuckerspiegel senken, ihre Fettleber regenerieren und die Medikamenteneinnahme reduzieren. Erste internationale Daten sind vielversprechend, in den USA wurde ein relevanter Nutzen für Patient*innen erkannt, so dass die Aufsichtsbehörden großangelegte Studien genehmigt haben. Eine flächendeckende Anwendung nach der gerade erfolgten Ersteinführung ist daher auch in Deutschland wahrscheinlich. Aufgrund der internationalen Daten werden die Kosten für den Eingriff auch in Deutschland in diesem frühen Stadium bereits von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Bogenhausen ist eine von drei Pionierkliniken in Deutschland

Seit Februar kommt das endoskopische Verfahren erstmals auch an deutschen Kliniken zum Einsatz – die München Klinik Bogenhausen ist eines von drei Zentren in Deutschland, und das einzige in Bayern, an dem REVITA aktuell eingesetzt wird. Die hohe gastroenterologische und endokrinologische Expertise und gelebte interdisziplinäre Zusammenarbeit bieten hierfür die Voraussetzung, denn die betroffenen Diabetes-Patient*innen werden im Schulterschluss von beiden Fachdisziplinen behandelt und betreut. Normalerweise sind Patient*innen mit Diabetes bei Endokrinolog*innen in Behandlung: Diese kümmern sich um die wichtige Schulung der Patient*innen, die medikamentöse Begleitung, hormonelle Einstellung und Risikoreduktion für Folgeschäden. Neu ist, dass jetzt Gastroenterolog*innen, und damit die Expert*innen für die Endoskopie der Verdauungsorgane, mit einem innovativen endoskopischen Therapieverfahren zur Diabetesbehandlung hinzukommen. Geeignete Patient*innen werden von Endokrinologen im gastroenterologischen Schwesterbereich vorgestellt. Deren gestörter Stoffwechsel kann mit dem neuen Behandlungsverfahren in einem nur rund 60 Minuten dauernden endoskopischen Eingriff wieder in einen besseren Funktionszustand versetzt werden.

Neustart für den Zwölffingerdarm: So funktioniert das REVITA-Verfahren

Das neue REVITA-Verfahren setzt im Zwölffingerdarm an, also in dem etwa 30 cm langen ersten Abschnitt des Dünndarms, der sich unmittelbar an den Magenausgang anschließt. Hier spielen sich viele Stoffwechselvorgänge ab – aus dem Magen entleerte Nahrung wird verdaut, gespalten und verwertet. Gleichzeitig werden bestimmte, für den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel wichtige, Hormone aus der Schleimhaut des Zwölffingerdarms ins Blut ausgeschüttet, wenn Nahrung durch ihn hindurchpassiert. Bei Menschen mit Typ-2 Diabetes ist die Schleimhaut, also die innerste Wandschicht des Zwölffingerdarms, jedoch häufig verdickt, da sich durch langjährige ungesunde Ernährung besonders viele Drüsenzellen gebildet haben, deren Funktion gestört ist. Hierdurch wird die Ausschüttung der Dünndarmhormone verändert, was zu einer Beeinträchtigung des Stoffwechsels und zur Reduktion der Insulinempfindlichkeit diabetischer Patienten führt. REVITA kann diesen ungesunden „Status quo“ aufheben und ermöglicht einen Neustart für die Schleimhaut des Zwölffingerdarms – zurück in den Soll-Zustand. Dr. Martin Fuchs, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, erklärt den Ablauf des Eingriffs: „Wir führen das Endoskop wie bei einer diagnostischen Magenspiegelung durch Mund, Speiseröhre und Magen bis in den Zwölffingerdarm vor. Wir führen dann einen speziellen Ballonkatheter durch den Arbeitskanal des Endoskops in den Zwölffingerdarm ein. Durch diesen Katheter veröden wir mit kurzen, exakt kontrollierten Hitzezyklen die Schleimhaut des Zwölffingerdarms schonend und unter videoendoskopischer Sicht. Der Eingriff kann in Vollnarkose oder Sedierung durchgeführt werden und dauert gut 60 Minuten. In den folgenden Wochen wächst dann neue Schleimhaut mit verbesserter Architektur und Funktion nach – und mit wiederhergestellter Ausschüttung von Zwölffingerdarmhormonen“. Hierdurch kommt es bei den Patient*innen zu einer raschen Verbesserung der Stoffwechselfunktionen, der Blutzuckerspiegel sinkt, die Patient*innen können ihr Gewicht reduzieren. Auch die Leber kann sich regenerieren – denn Diabetes geht häufig mit einer Fettleber einher, die sich nach dem Eingriff zurückentwickeln kann.

Enge Zusammenarbeit zwischen Gastroenterologie und Endokrinologie

In Bogenhausen wird ein individuelles fächerübergreifendes Konzept für die Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus gelebt. Für REVITA arbeiten die Fachkliniken für Gastroenterologie und Endokrinologie interdisziplinär eng zusammen. Die Gastroenterolog*innen führen den REVITA-Eingriff durch – die Diabteolog*innen betreuen die Patient*innen davor und danach. In das Aufgabenfeld der Diabetolog*innen fällt insbesondere die sorgsame Auswahl der Patient*innen mit Typ 2-Diabetes, die langfristig von einem solchen Eingriff profitieren können. Dazu gehören Diabetes-bedingt adipöse Patient*innen, die nach dem Eingriff einen starken Willen für eine dauerhafte Änderung des Lebensstils mit ausreichend Bewegung und einer gesunden Ernährung mitbringen. Denn so bleiben die Darmwand und der komplexe Hormonhaushalt dauerhaft in dem durch REVITA verbesserten Zustand. Prof. Robert Ritzel, Chefarzt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie: „Es ist für uns wichtig, dass das neue Behandlungsverfahren gerade für Patient*innen mit kompliziertem Verlauf (z.B. Insulinresistenz, Zielwerte nicht erreicht, hohes Gewicht) trotz Ausschöpfung der herkömmlichen Therapieverfahren einen Nutzen entwickelt. Der Eingriff selbst dauert nur 60 Minuten. Aber unser Ziel ist es, dass die bessere Stoffwechselfunktion auch langfristig erhalten bleiben kann. Die Auswahl geeigneter Patient*innen nehmen wir in engem Austausch mit ihren behandelnden niedergelassenen Spezialist*innen vor.“

Die Behandlungsdaten aller drei Zentren gehen ab Februar 2023 in eine Registerstudie ein, deren Ergebnisse die Entscheidungsgrundlage dafür sein werden, ob REVITA ab 2025 im Rahmen einer großflächigen Einführung in Deutschland „Schule“ machen kann. Es wird erwartet, dass in Bogenhausen im ersten Jahr rund 20 bis 30 Patient*innen mit REVITA behandelt werden. Nach der Einführungsphase werden perspektivisch mehr Patient*innen von dem neuen Therapieverfahren profitieren können. Mehr Informationen zum Verfahren unter: https://www.muenchen-klinik.de/revita

Typ 1 und Typ 2 Diabetes: Das sind die Unterschiede

Beim Typ 1 Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr. Betroffene müssen ihrem Körper ein Leben lang Insulin zuführen. Ein Typ 2 Diabetes entsteht bei Menschen mit einer verminderten Insulinwirkung (Insulinresistenz) und einer anlagebedingten (Genetik) nachlassenden Insulinproduktion. Der Körper versucht zunächst, vermehrt Insulin zu produzieren, auf lange Sicht hält die Bauchspeicheldrüse diesem dauerhaften Stresszustand aber nicht Stand und reduziert die Insulinproduktion nach und nach. Während der Typ 1 Diabetes oft schon im Kindes- und Jugendalter auftritt und mit Symptomen wie starkem Durst, Gewichtsverlust, häufigem Wasserlassen und einem Azetongeruch des Atems einhergeht, hängen die Erkrankung und der Verlauf eines Typ 2 Diabetes stark von der Lebensweise ab. Während Typ 2 Diabetes früher meist erst im späteren Erwachsenenalter als „Altersdiabetes“ auftrat, betrifft die Krankheit heute zunehmend auch jüngere Menschen, teilweise sogar Kinder und Jugendliche. Mit Bewegung, Gewichtsreduktion und ausgewogener Ernährung lässt sich bei Menschen mit Vorstufen eines Typ 2 Diabetes das Risiko für die Entwicklung der Erkrankung verringern oder der Verlauf soweit verbessern, dass unter Umständen keine Medikamente oder Insulin notwendig sind. 

Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 110 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Über 130 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlicher Ausstattung, Erholungsmöglichkeiten und Fortbildungen. Dafür zählt jeder Euro.

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Dr. Martin Fuchs, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie der München Klinik Bogenhausen. Bildnachweis: München Klinik.

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Prof. Robert Ritzel, Chefarzt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie der München Klinik Bogenhausen. Bildnachweis: München Klinik

Revita-Verfahren in der München Klinik Bogenhausen
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