München, 20. Oktober 2022. Die München Klinik hat in der vergangenen Woche ihren 7.000-ten Covid-Patienten versorgt – und seitdem bedingt durch das sehr hohe Infektionsgeschehen bereits mehrere Hundert weitere. Über 1.300 Covid-Patient*innen wurden bis heute auf den Intensivstationen der München Klinik teils über mehrere Wochen versorgt. Omikron und seine Subvarianten führen seit 2022 zu einem deutlichen Anstieg der versorgten Covid-Patient*innen – allein in 2022 wurden über 3.500, also die Hälfte der in fast drei Pandemiejahren Stand 20.10. insgesamt über 7.300 Covid-positiven Patient*innen behandelt. Zudem wurden bis heute rund 9.000 Covid-Verdachtsfälle in der München Klinik versorgt.
Aktuell ist die Situation herausfordernd, das Gesundheitssystem in München steht unter Druck. In der München Klinik werden aktuell über 210 Covid-Patient*innen versorgt, davon über 20 auf Intensiv- und Überwachungsstationen. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vormonat. Auch wenn ein großer Teil der Patient*innen mit und nicht wegen Corona hospitalisiert ist, bleibt der Aufwand in der Isolation und Versorgung derselbe. „Wir sehen heute zwar meist mildere Verläufe, aber auch neue Höchstwerte“, ordnet Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie in der München Klinik Schwabing ein. Über 200 Patient*innen gleichzeitig wurden zuletzt in der ersten Covid-Welle 2020 versorgt – damals hatten alle Patient*innen die Hauptdiagnose Covid-19 und mussten häufiger auf Intensivstationen versorgt werden.
Viele Covid-Fälle und Personalausfälle setzen das System aktuell unter Druck
Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik: „Corona beschäftigt uns seit Januar 2020 durchgehend, aber in den Sommern hatten wir bislang einstellige Fallzahlen und unser Personal Luft zum Durchschnaufen. Diesen Herbst haben wir nicht nur anstrengende Pandemiejahre, sondern auch eine Sommerwelle mit täglich über 100 Covid-positiven Patient*innen im Rücken. Die Pandemie dauert an und sie ist für Maximalversorger aktuell herausfordernder denn je – die Ausgleichszahlungen sind ausgelaufen, die Personalausfälle durch Infektionen hoch, Influenza steht in den Startlöchern, und die Wartezeiten für planbare, nicht minder wichtige Eingriffe werden länger. Es ist jetzt von enormer Bedeutung, dass das Infektionsgeschehen und die damit verbundenen Ausfälle in der kritischen Infrastruktur Krankenhaus in Bayern nicht noch größer werden, damit unserem Gesundheitssystem nicht die Luft ausgeht. Und mit Blick nach vorne müssen unser Gesundheitssystem umbauen, sonst fällt es zusammen! Welche Krankenhäuser es künftig braucht und welche nicht, um eine bessere Versorgung anzubieten, diese schmerzliche Entscheidung muss die Politik endlich treffen, wenn sie wirklich verantwortungsvoll handelt.“
Zu den aktuell hohen Covid-Patientenzahlen kommt auch eine hohe Zahl Covid-bedingter Personalausfälle. Mitarbeiter*innen erkranken und können nur mit negativem Test in den Dienst zurückkehren. Viele bleiben deutlich länger als 5 Tage infektiös und fehlen dann länger auch in Bereichen wie den Notaufnahmen oder den Intensivstationen. Zusätzlich fehlen Kolleg*innen in der Krankenhausversorgung, die ihre positiv getesteten Kinder zuhause betreuen. In Summe führt das neben normalen Krankheitsausfällen zu coronabedingten zusätzlichen Personalausfällen in der kritischen Infrastruktur Krankenhaus.
Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie in der München Klinik Schwabing: „In den ersten Wellen haben wir ausschließlich Covid-Patient*innen versorgt, die wegen ihrer schweren Covid-19-Erkrankung hospitalisiert werden mussten. Seit Omikron sehen wir viele Menschen mit anderen schweren Krankheitsbildern und Covid-19 als Begleiterkrankung. Das macht Covid-19 aber nur bedingt harmloser – Covid-19 ist für kranke Menschen immer ein zusätzlicher Risikofaktor. Die Problematik liegt aber insbesondere im diffusen Infektionsgeschehen und den Auswirkungen der hohen Fallzahlen sowohl „mit“ als auch „wegen“ Covid auf alle Fachbereiche im Krankenhaus. Auch Patienten „mit Covid“ müssen unter hohem Aufwand isoliert versorgt werden und binden Personal, das an anderer Stelle fehlt. Das Risiko für neue Varianten, die unsere Abwehrmechanismen noch besser umgehen, bleibt bestehen und mit Blick auf den Vorboten Australien müssen wir mit einer Influenza-Welle rechnen. Ein durch Covid-19 aufs Äußerste strapaziertes Gesundheitssystem ist daher auch immer ein Risiko für Patienten mit komplizierten Krebserkrankungen, Herzinfarkt oder anderen akuten Erkrankungen. Die Covid-Versorgung im Krankenhaus lässt sich nicht isoliert betrachten. Im Sinne aller Beteiligten und Betroffenen müssen wir die Fallzahlen wieder in den Griff kriegen – die Immunisierung gegen Covid-19 und Influenza ist diesen Winter elementar wichtig, besonders für Risikogruppen.“
Geburt ohne Partner*in: „Mit Corona“ ist für Personal und Patient*innen herausfordernd
Dass auch die nun viel häufigere „Beidiagnose Covid-19“ besondere Herausforderungen im Krankenhausalltag sowohl für Patient*innen als auch Personal birgt, zeigt das Beispiel Kreißsaal: In den Frauenkliniken der München Klinik wurden in den letzten Jahren viele gebärende Frauen mit Covid-19 versorgt. Dennoch war die Anzahl niedriger als bei der jeweiligen Inzidenz erwartbar gewesen wäre. Prof. Christoph Scholz, Chefarzt der Frauenkliniken in Harlaching und Neuperlach, ordnet dazu ein: „Die Paare hatten sich offensichtlich etwa zwei Wochen vor der Geburt sozial eher zurückgezogen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Der grundsätzliche Zielkonflikt in der Geburtshilfe war offensichtlich präsent: Guter Infektionsschutz ist das Auseinanderbringen von Menschen. Gute Geburtshilfe ist das Zusammenbringen von Menschen. Dieser Zielkonflikt scheint in den letzten Wochen in der Wahrnehmung etwas verloren gegangen zu sein, sodass aus den vielfältigen Sozialkontakten unmittelbar vor der Geburt eine hohe Inzidenz, für Sars-CoV2, aber auch für Influenza, auch bei den Gebärenden resultiert. Dies ist glücklicherweise bei den ganz überwiegend inzwischen geimpften Schwangeren gesundheitlich nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden, führt aber dazu, dass der Partner oder die Partnerin unter Umständen nicht bei der Geburt dabei sein kann.“
Der Chefarzt appelliert daher erstens für die Impfung: Sowohl die Impfung gegen Sars-CoV2 als auch gegen Influenza wird ausdrücklich in der Schwangerschaft von der STIKO empfohlen. Und zweitens für ein stärkeres Bewusstsein für diese realen und im Sinne des Infektionsschutzes notwendigen Auswirkungen einer Infektion auch bei vermeintlich milderen Krankheitsverläufen. Der gesetzliche Mutterschutz 8 Wochen vor der Geburt soll nicht zuletzt auch die Gesundheit der Mutter in den Mittelpunkt rücken. Er ermöglicht auch eine Konzentration auf einen optimalen Infektionsschutz, gerade bei hohen Inzidenzen – für Sars-CoV2 aber auch Influenza.
Daten zu den gesundheitlichen Risiken von Covid-19 in der Schwangerschaft erhebt die CRONOS Register-Studie der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), an der sich die drei Frauenkliniken der München Klinik mit einer der größten Patientinnengruppen in Deutschland beteiligt: https://www.dgpm-online.org/gesellschaft/covid-19/.
Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 135 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Bis zu 160 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlicher Ausstattung, Erholungsmöglichkeiten und Fortbildungen. Dafür zählt jeder Euro.