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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
14.03.202312:33 Uhr

Viele Menschen leiden nach OP an Verwirrtheit: München Klinik setzt Maßstäbe in Prävention und Behandlung

Die vergessene Volkskrankheit „Delir“

Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs sind bekannt. Auch Delir ist eine Volkskrankheit, die sehr viele Menschen betrifft und unerkannt bis zum Tod führen kann. Dennoch haben die wenigsten von ihr gehört. Der Welt-Delir-Tag am 15.3. will das ändern und öffentliche Aufmerksamkeit schaffen. Die München Klinik Bogenhausen ist fortschrittlich in der Prävention und Behandlung dieses Verwirrtheitszustands nach einer Operation – und will mit einem hochmodernen Lichtsystem im neuen Erweiterungsbau Delir noch besser vermeiden. Hierfür sammelt die Klinik aktuell Spenden.

München, 14. März 2023. „Nach der Operation war meine Mutter einfach nicht mehr sie selbst“: Diesen Satz kennt so oder so ähnlich fast jeder. Dass er die Volkskrankheit „Delir“ umschreibt, ist jedoch weitgehend unbekannt. Allein der Name wirkt tabuisierend; dabei ist Aufklärung von Angehörigen und im Krankenhaus ein wichtiger Faktor zur Vermeidung bzw. schnellen Überwindung dieser plötzlich auftretenden und oft nicht erkannten Erkrankung. Ein „Delir“ ist ein akuter Verwirrtheitszustand nach der Operation – und hält meist wenige Tage, mitunter aber auch Wochen bis Monate an. Rund jeder Dritte über 60-Jährige ist in Deutschland nach einer Operation davon betroffen, auch jüngere Menschen können ein Delir erleiden. Die Folgen können gravierend sein: ein unerkanntes Delir erhöht das postoperative Sterblichkeitsrisiko oder das Risiko für Folgeerkrankungen wie eine Demenz. Die gute Nachricht: Mit gezielten Maßnahmen lässt sich ein Delir oftmals gänzlich verhindern, oder gut erkennen und begleiten. Die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie der München Klinik Bogenhausen geht hier unter Leitung von Chefarzt Prof. Patrick Friederich mit einem umfassenden Konzept bereits fortschrittlich voran. Da die Umgebung im Aufwachraum unmittelbar nach der OP sowie auf der Intensiv- und Überwachungsstation einen entscheidenden Faktor für die Genesung spielt, soll der Bogenhausener Erweiterungsbau mit einem hochmodernen Lichtsystem ausgestattet und das Delir-Konzept damit in 2024 auf die nächste Stufe gehoben werden.

Delir-Erkennung ist herausfordernd: „Wir denken das Delir immer mit“

Bei einem Delir ist die Wahrnehmung von jetzt auf gleich gestört: In der hyperaktiven Form sind Patient*innen desorientiert, unruhig, bis hin zu aggressiv. Patient*innen entfernen sich dann häufig unbeabsichtigt wichtige Schläuche und gefährden sich dadurch selbst. Umgekehrt gibt es eine hypoaktive Variante, in der Patient*innen schlicht teilnahmslos und schläfrig wirken. Später erinnern sich die Patient*innen häufig an nichts, oder beschreiben das Erlebte wie einen schlechten Traum. „In der hypoaktiven Phase ist ein Delir mit bloßem Auge nicht von einem normalen postoperativen Erschöpfungszustand zu unterscheiden. Deshalb ist die Dunkelziffer hoch. Wir denken das Delir bei postoperativen Patient*innen immer mit und beobachten insbesondere bei Patient*innen mit erhöhtem Risiko mehrmals täglich den Zustand“, sagt Chefarzt Prof. Patrick Friederich. Die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin nutzt in Bogenhausen hierfür eine digitales Scoring-System. In einer Checkliste werden Punkte wie eine mögliche Desorientierung, Unaufmerksamkeit, unangemessene Sprechweise oder ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus abgefragt und bei Auffälligkeiten umgehend medizinische und pflegerische Maßnahmen ergriffen.

Umfangreiche Maßnahmen: Das Ziel ist es, das Delir von Anfang an zu vermeiden

„Wir setzen alles daran, dass unsere Patient*innen nach einer Operation ein Delir gar nicht erst entwickeln“, erklärt Prof. Friederich. Das umfassende Maßnahmenpaket zur Delirvermeidung beginnt in der München Klinik Bogenhausen schon vor der Operation mit einer möglichst schonenden Narkose. Grundlage hierfür ist eine hohe anästhesiologische Expertise. Gerade bei Risikopatient*innen (z.B. in hohem Alter oder mit Vorerkrankungen) wird die Betäubung soweit möglich lokal begrenzt. Studien zeigen, dass die Behandlungsumgebung eine zentrale Rolle in Prävention und Therapie einnimmt. Alles, was Orientierung und Erinnerung bringt, hilft gegen Delir. Im Bogenhausener Aufwachraum hängen deshalb große, gut lesbare Uhren, die neben der Uhrzeit auch den Wochentag und das Datum anzeigen. Patient*innen erhalten unmittelbar dort auch ihre Brille oder ihr Hörgerät sowie persönliche Gegenstände von den Pflegekräften in einer „pinken Box“ zurück, um direkt wieder die Orientierung zu fördern. Die persönlichen Gegenstände verbleiben auch bis kurz vor Operationsbeginn bei den Patient*innen. „Wir wissen, dass es einen positiven Effekt hat, je kürzer wir die orientierungslosen Zustände gestalten. Patient*innen sind vor einer Operation angespannt und fühlen sich ohne Brille und Hörgerät noch unsicherer. Mit der frühzeitigen Rückgabe nach erfolgreicher OP und dem direkten Kontakt mit dem Personal im Aufwachraum schaffen wir einen sicheren Rahmen, der Orientierung schenkt. All diese vermeintlich kleinen Maßnahmen wirken zusammen und sind in Summe nicht zu unterschätzen“, erklärt Prof. Friederich. Auf der Intensivstation sorgt eine Geräuschampel dafür, dass Personal und Angehörige für ein ruhiges Umfeld sensibilisiert werden. Zur Beruhigung tragen auch Vorhänge in sanften Farben bei. Die medizinischen und pflegerischen Maßnahmen werden auf den Tag-Nacht-Rhythmus der Patient*innen abgestimmt – tagsüber werden die Patient*innen aktiviert, und nachts mit schlaffördernden Maßnahmen unterstützt. Das alles gibt Halt und hilft, eine Desorientierung zu vermeiden.

Hochmoderne Tag-Nacht-Simulation auf neuer Intensivstation geplant

Im kommenden Jahr sollen die OP-Säle und Intensiv- und Überwachungsstationen der München Klinik Bogenhausen in das hochmoderne Umfeld des neuen Erweiterungsbaus umziehen. Die neuen baulichen Strukturen ermöglichen einen weiteren Schritt in der Delir-Vermeidung: Einzelzimmer mit Tageslichtzugang schaffen für die Patient*innen und Angehörige ein ruhiges und geschütztes Umfeld innerhalb der Intensivstation. Geplant ist darüber hinaus ein hochmodernes, heilungsförderndes Lichtkonzept, das die Simulation des natürlichen „Tag-Nacht-Rhythmus“ auch in der hochtechnischen Umgebung der Intensivstationen ermöglicht. „Der Alltag im Krankenhaus mit u.a. Medikamentengabe, Untersuchungen, Visiten und Kontrollen bedeutet für Patient*innen eine stete Unterbrechung des natürlichen Rhythmus. Häufig kommen zur Beruhigung dann zusätzliche Medikamente zum Einsatz, die gegen ein Delir ebenfalls nicht hilfreich sind. Wir möchten das Wohlbefinden und einen gesunden Schlaf mit technischer Unterstützung fördern – Licht ist hierfür das wichtigste Steuerungsinstrument“, führt Prof. Friederich weiter aus. Alle Intensiv- und Überwachungsstationen sollen in Bogenhausen mit einem solchen Lichtkonzept ausgestattet werden, das die Genesung nachweislich beschleunigen und die Verweildauer der Patienten auf der Intensivstation verkürzen kann.Fenster allein können das nicht leisten, da auch eine Lichtanpassung an den individuellen Tag-Nacht-Rhythmus der Patient*innen erforderlich ist. Die Patient*innen sollen tagsüber schlafen können – aber dann nicht in nächtlicher Dunkelheit aufwachen, sondern im Sinne der Orientierung in einer morgendlichen Stimmung. Ein solches Lichtkonzept kostet 1.800 Euro pro Bett – insgesamt ist die Ausstattung des Bogenhausener Erweiterungsbaus mit rund 230.000 Euro veranschlagt. Da die Ausstattung nicht über das Gesundheitssystem refinanziert ist, möchte die München Klinik das heilungsfördernde Lichtsystem über Spenden finanzieren. Rund 80.000 Euro konnten für das Projekt bereits gesammelt werden. Eine Unterstützung des Projekts ist unter dem folgenden Spendenkonto möglich:

Empfänger: München Klinik gGmbH
Konto: Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE09 7002 0500 0009 8440 06

Verwendungszweck: „Delirprojekt Neues Bogenhausen“

Mehr dazu unter: https://www.muenchen-klinik.de/spende/neues-bogenhausen/

Aufklärung von Angehörigen als wichtiges Element

Auch die Aufklärung der Angehörigen und der richtige, besonnene Umgang mit dem eigenen Angehörigen nach einer Operation spielt bei Delir eine entscheidende Rolle: „Natürlich klären wir die Angehörigen persönlich und mit Informationsblättern schon vor einer anstehenden Operation über das Krankheitsbild und ihre eigene stabilisierende Rolle umfassend auf. Nach der OP spielen die Angehörigen eine entscheidende Rolle, denn sie sorgen mit ihrer Präsenz für einen vertrauten und beruhigenden Rahmen – das ist neben der Zugewandtheit unseres Teams sehr wichtig“, betont Prof. Friederich die Rolle der Angehörigen.

Inhalte für zusätzliche Infokästen

Was ist ein Delir?

Das Delir ist ein Krankheitsbild, das vor, während oder nach einem stationären Krankenhausaufenthalt auftreten kann. Ein Delir kann sich durch Verwirrung, Teilnahmslosigkeit, Unruhe oder auch aggressive Zustände äußern. Besonders gefährdet sind ältere Patienten und Patientinnen. Schwere oder auch langfristige Auswirkungen können die Folge sein:

  • ein längerer Krankenhausaufenthalt
  • ein erhöhtes Demenzrisiko
  • eine verkürzte Lebensdauer

Verwirrtheit, Unruhe, Teilnahmslosigkeit oder sogar Aggression bei Patienten oder Patientinnen? Diese Anzeichen können auf ein Delir hinweisen!

Hinsehen, erkennen und handeln – so können Angehörige oder Mitpatient*innen im Mehrbettzimmer helfen:

  • Achten Sie auf Anzeichen wie Unruhe, Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit oder aggressives Verhalten
  • Nehmen Sie Beleidigungen, befremdliche Äußerungen oder abweisendes Verhalten nicht persönlich
  • Vermeiden Sie Diskussionen, wenn ein*e Patient*in die Realität verkennt oder anders wahrnimmt
  • Schaffen Sie eine orientierende Umgebung mit persönlichen Gegenständen wie z.B. Hör- und Sehhilfen sowie Fotos von vertrauten Personen
  • Helfen Sie als Angehörige oder Besuchende dem verunsicherten Patienten, indem Sie Ängste nehmen und Sicherheit vermitteln. Hören Sie zu und geben Sie durch Gespräche Orientierung.

Orientierende Maßnahmen und persönliche Ansprache können einem Delir vorbeugen.

Je früher ein Delir erkannt wird, desto besser kann es behandelt werden.

Quelle: https://www.initiative-qualitaetsmedizin.de/projekte-kampagnen
 

Die München Klinik ist mit Kliniken in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Europas größter Hautklinik in der Thalkirchner Straße Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und der größte und wichtigste Gesundheitsversorger der Landeshauptstadt München. Die München Klinik bietet als starker Klinikverbund Diagnostik und Therapie für alle Erkrankungen in München und im Umland und genießt deutschlandweit einen ausgezeichneten Ruf – mit innovativer und hoch spezialisierter Medizin und Pflege und gleichzeitig als erster Ansprechpartner für die medizinische Grundversorgung. Rund 135 000 Menschen lassen sich hier im Schnitt pro Jahr stationär und teilstationär behandeln. Mit jährlich über 6000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt. Auch in der Notfallmedizin ist die München Klinik die Nummer 1 der Stadt: Bis zu 160 000 Menschen werden jedes Jahr in den vier Notfallzentren aufgenommen – das entspricht rund einem Drittel aller Notfälle der Landeshauptstadt. Die Kliniken sind entweder Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität oder der Technischen Universität München. Die hauseigene Pflege-Akademie ist mit rund 500 Ausbildungsplätzen die größte Bildungseinrichtung im Pflegebereich in Bayern. Als gemeinnütziger Verbund finden in der München Klinik Daseinsvorsorge und herausragende Medizin zusammen und stellen das Gemeinwohl in den Vordergrund: Über die medizinisch-pflegerische Versorgung hinaus gibt es großen Bedarf, der vom Gesundheitssystem nicht refinanziert wird – wie etwa das Spielzimmer für Geschwisterkinder. Und auch die Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege, die sich mit ihrer täglichen Arbeit für die Gesundheitsversorgung Münchens einsetzen, können von Zuwendungen in Form von Spenden profitieren – beispielsweise durch die Finanzierung von zusätzlichem Wohnraum. Dafür zählt jeder Euro.

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Viele einzelne Maßnahmen entfalten zusammen eine große Wirkung gegen Delir. In einer pinken Box erhalten Patient*innen direkt nach der OP ihre Brille, ihr Gebiss oder ihr Hörgerät und persönliche Gegenstände zurück, und können sich wieder orientieren. Bildnachweis: München Klinik.

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Die Geräuschampel erinnert an das notwendige ruhige Umfeld auf der Intensivstation. Bildnachweis: München Klinik

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Zeit und Zuwendung durch die Angehörigen und das Klinikpersonal ist ein wichtiger Baustein. Bildnachweis: München Klinik.

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