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Aktuelle Mitteilung der München Klinik

Meldung
01.05.202012:33 Uhr

Wieder durchatmen: Physiotherapeutin der München Klinik erklärt die spezielle Atemtherapie für Covid-19-Patienten

München, 1. Mai 2020. Eine Covid-19 Erkrankung und ein Aufenthalt auf der Intensivstation mit Beatmung können Patientinnen und Patienten körperlich sehr stark schwächen. Jana Pahl ist Physiotherapeutin in der München Klinik Harlaching und hat zusätzliche atemtherapeutische Weiterbildungen absolviert. In der aktuellen Situation unterstützt sie Covid-19-Patienten dabei, mithilfe einer speziellen Atemtherapie die eingeschränkte Lungenfunktion zu verbessern und damit gleichzeitig das Risiko für Folgeschäden der Lunge zu minimieren. Im Interview erklärt sie die Maßnahmen und erarbeiteten Standards:

Welche Patienten werden auf der Normalstation für Covid-19-Patienten, in der München Klinik auch Pandemiestation genannt, betreut und welcher Unterschied besteht zu den Patienten auf der Intensivstation?

Jana Pahl: Auf der Pandemiestation betreuen wir Patienten und Patientinnen mit der Diagnose Covid-19, die die typischen Symptome dieser Erkrankung wie Fieber, trockenen Husten und einen reduzierten Allgemeinzustand zeigen, jedoch nicht so schwer betroffenen sind, als dass sie einer Behandlung auf einer Intensivstation bedürften. Die Station ist also eine normale Station mit isolierten Zimmern. Unsere Hauptaufgabe ist es, auf die eingeschränkte respiratorische Situation einzugehen und diese mit den verschiedensten Maßnahmen aus der Atemtherapie positiv zu beeinflussen. Verschlechtert sich der Zustand oder ist er initial schon deutlich reduziert, kommt der Patient auf die Intensivstation und wird dort ggf. maschinell beatmet. Unsere Intensivstation in Harlaching hat bereits einige Covid19-Patienten, die anfangs beatmet werden mussten, auf die Normalstation verlegt. Besonders für diese Patienten ist eine hausinterne Frührehabilitation sehr sinnvoll, um den Schweregrad der durch den Intensivaufenthalt erworbenen Muskelschwäche zu begrenzen und um eine rasche funktionelle Erholung zu fördern. Bisher haben wir hier in der München Klinik Harlaching über 100 Patienten gesehen. Die Alterspanne reicht vom 30-Jährigen bis hin zum 90-jährigen Risikopatienten. Die meisten Patienten sind bereits gesundheitlich vorbelastet. Das sind häufig Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Erkrankungen der Lunge, aber auch dialysepflichtige Patienten sind zu verzeichnen. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes hängt vom Krankheitsverlauf ab. Patienten auf der Pandemiestation konnten teilweise bereits nach 5-10 Tagen entlassen werden. Bei schweren Verläufen mit Intensivaufenthalt kann die Aufenthaltsdauer mehrere Wochen betragen.

Wie sieht die Therapie aus physiotherapeutischer Sicht bei Covid-19-Patienten aus und welche Formen gibt es?

Jana Pahl: Zunächst mussten und müssen wir uns nach wie vor neu orientieren, denn die Pandemie ist für uns eine neue Situation, welche wenig Evidenz bietet. Letztlich stützen wir uns auf unsere Erfahrungen mit ähnlichen Krankheitsbildern und Symptomen, aber auch fachliche Empfehlungen verschiedener Arbeitsgruppen unterstützen unsere Vorgehensweisen. Die Behandlung auf der Intensivstation unterscheidet sich von der Behandlung auf der Pandemiestation deutlich. Während man auf der Intensivstation überwiegend passive Maßnahmen anwendet, werden auf der Normalstation hauptsächlich aktive Maßnahmen durchgeführt. Dennoch gilt in beiden Fällen: Die beste Atemtherapie ist die Mobilisation.

Die Atemtherapie auf der Intensivstation hat die Förderung und den Erhalt der Bewegungsfähigkeit, die Verbesserung der Atemmuskelfunktion sowie die Verbesserung der Durchblutung und Prophylaxe durch Lagerungen zum Ziel. Angewandte Maßnahmen können sein: passive Bewegungen der Extremitäten, manuelle Techniken am Brustkorb und Schultergürtel, Zwerchfellmobilisation, Lagerungen (hier v.a. die Bauchlage).

Die Atemtherapie auf der Pandemiestation hat das Ziel der verbesserten Belüftung minderbelüfteter Lungenabschnitte, Reduktion des unproduktiven Hustens und die Förderung der Bewegungsfähigkeit. Das können Maßnahmen wie Dehnlagerungen, Einatemtechniken oder atemerleichternde Ausgangsstellungen wie z.B. „Kutschersitz“, Lippenbremse und Rumpfmobilisation sein. In der abklingenden Phase sind Maßnahmen zur Vergrößerung des Atemzugvolumens von großer Bedeutung. Die Dauer der Behandlung wird auf den Patienten abgestimmt und von seinem Allgemeinzustand abhängig gemacht.

Können Sie die verschiedenen Trainingsmethoden, die Sie auf der Pandemiestation durchführen, näher erläutern?

Jana Pahl: Durch die Dehnlagerungen werden verkürzte Muskeln länger und das Lungengewebe dehnfähiger. Hier können die Halbmondlage oder die Drehlage angewendet werden. Zu den Einatemtechniken zählen das „schnüffelnde Einatmen“, welches der Kräftigung des Zwerchfells dient, oder die „Nasenstenose“, die eine Aktivitätszunahme des Zwerchfells und der Interkostalmuskulatur als Teil der Atemmuskulatur bewirkt. Kurzes Luftanhalten in der Einatemstellung trägt zur besseren Belüftung bei. 

Atemerleichternde Ausgangsstellungen sollen bei Belastung und Kurzatmigkeit eingenommen werden und eine Atemerleichterung verschaffen. Dafür bieten sich der Kutschersitz oder die Torwartstellung sehr gut an.

Die Lippenbremse ist eine Ausatemtechnik, die die Atemwege erweitert. Die Ausatmung wird gebremst, die Bronchien weiten sich und können bei der nächsten Einatmung mehr Luft aufnehmen: „Atmen Sie ruhig durch die Nase ein. Anschließend atmen Sie durch den Mund wieder aus, dabei liegen Ihre Lippen locker und unverkrampft aufeinander.“ Die Rumpfmobilisation kann in Form einer Brustkorbgymnastik erfolgen und dient der Kräftigung der Atem- und der Brustmuskulatur. Eine Übung ist das Aufrichten der Wirbelsäule: Man neigt sich aus der sitzenden Position weit nach vorne, dass der Rücken ganz rund wird. Verharrt für 2-3 Sekunden. Dann drehen sich die Arme nach Außen, man richtet sich auf und zieht die Schultern bewusst nach hinten unten. Eine weitere Übung ist das Schwingen der Arme in Verbindung mit einer Drehung des Oberkörpers.

Häufig weisen ältere Patienten einen Rundrücken auf, eine sogenannte B WS-Kyphose. Aber auch Patienten mit einer Trichterbrust oder Skoliose können durch die knöcherne Veränderung eine Einschränkung in der Atmung wahrnehmen. Für diese Patienten ist die Brustkorbgymnastik besonders wichtig.

 

Die München Klinik ist Deutschlands zweitgrößte kommunale Klinik und mit annähernd 3.000 Betten vergleichbar groß wie die Berliner Charité – zum Verbund gehören vier Häuser der Maximalversorgung in Bogenhausen, Schwabing, Harlaching und Neuperlach und Europas größte Hautklinik in der Thalkirchner Straße sowie eine eigene Akademie zur Ausbildung von Pflegenachwuchs. Mit jährlich über 6.000 Geburten kommen hier deutschlandweit die meisten Babys zur Welt und fast die Hälfte aller Notfälle der Millionenstadt München werden hier versorgt. Die München Klinik hat hierzulande die längste Erfahrung in der Behandlung von Covid-19-Patienten – hier wurden Ende Januar die ersten bestätigten Fälle Deutschlands und seitdem mehrere hundert Covid-19-Patienten klinisch versorgt. Die frühzeitige Befassung und Vorbereitung auf die aktuelle Situation macht die München Klinik zum Ratgeber für Politik, Behörden und andere Kliniken. Im Rahmen von wissenschaftlichen Beiträgen beteiligt sich die Klinik am internationalen Wissensaustausch und forscht in klinischen Studien gemeinsam mit anderen Zentren an möglichen Gegenmitteln zur Behandlung von Covid-19. Wer die Teams der München Klinik im Einsatz gegen Covid-19 unterstützen möchte, macht das am besten mit einer Spende – jeder Euro zählt und kommt in der München Klinik den Menschen zugute, die sich jeden Tag für die Versorgung von schwer an Covid-19 erkrankten Menschen einsetzen. Verschaffen Sie sich einen ersten Eindruck auf Facebook, Instagram, Twitter und YouTube – hier informieren wir zeitnah über Neues aus den Kliniken und geben Einblicke in den Alltag unserer Teams.

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Jana Pahl, Physiotherapeutin in der München Klinik Harlaching. Bildnachweis: privat.

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Der Nasengabelgriff hilft den Hustenreiz zu kontrollieren. Bildnachweis: Klaus Krischock.

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Brustkorbgymnastik-Übung „Schwingen der Arme in Verbindung mit einer Drehung des Oberkörpers“. Bildnachweis: Klaus Krischock.

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Brustkorbgymnastik-Übung „Schwingen der Arme in Verbindung mit einer Drehung des Oberkörpers“. Bildnachweis: Klaus Krischock.

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Brustkorbgymnastik-Übung „Schwingen der Arme in Verbindung mit einer Drehung des Oberkörpers“. Bildnachweis: Klaus Krischock.

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