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Meldung
16.09.202108:38 Uhr

Covid-19: erhöhtes Sterberisiko nach OP

Chirurgie-Chefärztin Prof. Dr. Nüssler appelliert mit Blick auf OP-Patienten zur Impfung

„Covid-19 ist ein erheblicher Risikofaktor nach Operationen – der beste Schutz ist die Impfung!“, weiß Prof. Dr. Natasche Nüssler, Chefärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Präsidentin die DGAV. Sie rät deshalb dringend zur Covid-19-Impfung - sowhl Patientinnen und Patienten vor einer geplanten Operationen, aber auch allgemein. Denn eine Notfalloperation ist nicht planbar. 

Grundlage der Empfehlung ist eine Studie, die im renommierten Fachmagazin The Lancet publiziert wurde. Sie kommt zu dem Schluss, dass sowohl nach kleineren als auch großen Operationen die Komplikations- und Sterblichkeitsrate im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion deutlich erhöht ist. Sie liegt sogar höher als das Risiko von Hochrisikopatienten mit anderen Vorerkrankungen. D.h. Wer nicht geimpft ist, erleidet sowohl nach z.B. einer kleinen Hernien-OP als auch großen Tumor-OP öfter eine Komplikation oder stirbt sogar im Falle einer Covid-19-Infektion. In konkreten Zahlen ausgedrückt heißt das: Die Sterblichkeitsrate lag innerhalb von 30 Tagen nach einem Eingriff im Falle einer Covid-19-Erkrankung bei

  • 18,9 Prozent nach kleineren, planbaren Eingriffen
  • 25,6 Prozent bei Notfalloperationen

Das ist ein ein Vielfaches des Normalen. In Abhängigkeit von der Größe des Eingriffs liegt das Sterblichkeitsrisiko üblicherweise bei deutlich unter 8 Prozent.

 

„Nicht alle Operationen lassen sich verschieben und viele Menschen wissen heute noch nicht, dass sie schon morgen operiert werden müssen. Covid-19 ist dann ein erheblicher Risikofaktor, der sich glücklicherweise ausschalten lässt – durch eine frühzeitige Impfung“
fasst Prof. Dr. med. Natascha C. Nüssler zusammen.

3 Fragen an Prof. Nüssler zum OP-Risiko durch Covid-19

1. Ist es sinnvoll, eine Operation bis nach der Covid-19-Impfung zu verschieben?

Prof. Nüssler: Wir sprechen hier von einem signifikant erhöhten postoperativen Risiko bei kleinen und großen Eingriffen – eine Sterblichkeitsrate von über 25 Prozent ist ein Risiko, das sicherlich niemand leichtfertig eingehen möchte. Doch auch planbare Eingriffe sind notwendig und lassen sich häufig nicht langfristig aufschieben, oftmals leiden Patienten unter starken Schmerzen. Ich rate daher in allererster Linie allen Menschen, bei denen keine medizinischen Gründe dagegensprechen, zur Covid-19-Impfung, auch wenn noch keine OP absehbar ist. Wer eine Operation benötigt und warten kann, dem empfehlen wir, sich baldmöglichst impfen zu lassen und erst dann den Eingriff zu planen. Die Entscheidung, ob noch Wartezeit möglich ist, sollte aber immer nur gemeinsam mit dem Ärzt/der Ärztin getroffen werden.

Wenn sich jemand bereits mit Sars-CoV-2 infiziert hat – wann ist eine OP dann wieder sicher?

Prof. Nüssler: Man hat gesehen, dass Patienten, die bis zu 6 Wochen nach einer Sars-CoV-2-Infektion operiert wurden, ein erhöhtes Sterberisiko und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen, aufgewiesen haben. In diesem Zeitraum sollten Operationen nur dann durchgeführt werden, wenn es unbedingt notwendig ist und das Risiko einer verzögerten Operation das einer postoperativen Sars-CoV-2-Infektion übersteigen würde. Das gilt auch für Patienten mit länger anhaltenden Covid-19-Symptomen. Auch sie haben, selbst wenn die Infektion bereits mehr als 6 Wochen zurückliegt, ein erhöhtes OP-Risiko.

Kann man das Risiko einer Infektion nach der OP durch Kontaktreduktion auch ohne Impfung kleinhalten?

Prof. Nüssler: Die erhöhte Sterblichkeit und das erhöhte Komplikationsrisiko beziehen sich auf einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen nach der Operation. Eine völlige Kontaktreduktion im Sinne einer Selbstquarantäne wird in diesem doch recht langen Zeitraum kaum möglich sein. Häufig sind Rehabilitationsmaßnahmen unmittelbar im Anschluss an eine OP notwendig, eine eingeschränkte Mobilität machen oft die Versorgung durch Angehörige notwendig und wir wissen, dass auch geimpfte Menschen Überträger des Virus sein können. Gerade bei steigendem Infektionsgeschehen ist ein postoperatives Infektionsrisiko also nie vollständig auszuschließen. Einen verlässlichen Schutz vor Erkrankung und in der Folge auch vor OP-Komplikationen bietet nur die Impfung.

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