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Der Ischgl-Patient

Die Menschen hinter den Zahlen: Covid-19 Verlauf in der 1. Welle

Der Ischgl-Patient

Die Menschen hinter den Zahlen: Covid-19 Krankheitsverlauf in der ersten Welle

Als die ersten schweren Covid-Fälle die München Klinik erreichten, wussten wir alle noch nicht, was auf uns zukommt. Es gab keine Therapie, geschweige denn eine Impfung. Heute sagt man: In der ersten Welle waren es die Alten, die in den Klinken lagen. Ja, aber eben auch Wintersportler. Wie dieser Patient, der zu den ersten und zugleich kompliziertesten gehörte. Das war sein Verlauf:

Carsten B.*, 54 Jahre, kräftig, ein Kind

leidenschaftlicher Ski-Fahrer & Workaholic

DatumVerlauf
06.03.2020Carsten B. spürt erste grippale Symptome nach einer Ski-Tour in Österreich
11.03.2020
  • PCR-Test ist positiv:
  • Carsten B. begibt sich in häusliche Isolation
16.03.202011 Uhr Notruf eingehend in der München Klinik
  • Carsten B.s Nachbarin, die auch den Notruf alarmiert hatte, verschafft den Sanitätern Zugang zur Wohnung:
  • Patient ist nicht mehr ansprechbar, apathisch und leidet unter schwerster Atemnot
  • Die erste Untersuchung zeigt:
  • die Sauerstoffsättigung liegt nur noch bei 55 Prozent
  • In der Klinik wird sofort Narkose und Intubation eingeleitet:
  • aggressive Beatmung in Bauchlage (100% Sauerstoff, schnelle Frequenz)
17.03.2020Patient ist stabil
20.03.2020Im Nachtdienst rapide Verschlechterung
  • Sauerstoff kommt nicht beim Patienten an:
  • Sättigung sinkt trotz maximaler Beatmung
  • Ausgeprägte Thrombosen in den Beinen
  • Computertomographie zeigt: Lungenembolie
  • Team entscheidet sich zur sofortigen Blutverdünnung
    Patient kommt an die ECMO

    „Wir wussten damals einfach nichts über diese Erkrankung. Der Austausch zwischen den Kliniken auf der ganzen Welt war intensiv. Ab diesem Patienten wurde Blutverdünnung zum Standard in der Covid-19-Behandlung.“

    DatumVerlauf
    22.03.2020Patient ist an der ECMO stabil
    30.03.2020
    • Um die Beatmung zu erleichtern und bereits auf die Zeit nach dem ECMO-Einsatz vorzubereiten, erfolgt eine Tracheotomie:
    • Patient wird kanüliert
    02.04.2020Nach 13 Tagen kann der ECMO-Einsatz beendet werden
    Beatmung des Patienten läuft weiter
    • Patient leidet stark unter Nervenschäden
    • (CIP: Critical-Illness-Polyneuropathie)
    16.04.2020Beatmung des Patienten kann beendet werde
    17.04.2020Auch die Trachealkanüle wird entfernt
    20.04.2020
    • Patient entwickelt sich sehr gut:
    • Verlegung auf Normalstation
    06.05.2020
    • Wie ein zweiter Geburtstag:
    • Entlassung nach genau zwei Monaten
    11.05.2020Beginn der ambulanten Reha
    2021
  • Patient kommt regelmäßig zur Nachkontrolle
  • Er treibt regelmäßig Sport, stellt seine Ernährung um und pflegt einen achtsameren Lebensstil
    • Der enge Kontakt bleibt:
    • Carsten B. lädt das gesamte Team zum Essen ein
    13.01.2022Patient ist zur Nachkontrolle der Lungenfunktion vorstellig
    • Ein großer Erfolg:
    • Carsten B. ist einer der wenigen Covid-Patienten, die nach Erkrankung fitter sind als zuvor

    „Covid-19 ist anders. Die Patienten liegen oft sehr lange bei uns - über Wochen oder Monate. So entsteht eine enge Bindung. Viele, wie dieser Patient, besuchen uns, bringen mal was vorbei oder laden uns zum Essen ein. Gerade in diesen harten Zeiten ist das für das gesamte Team sehr wertvoll. Wir spüren die Dankbarkeit und wir sehen, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Das gibt Kraft.“

    *Die authentischen Verläufe entstanden in Interviews mit unseren Mitarbeitenden aus Medizin und Pflege und wurden aus Datenschutzgründen anonymisiert. Alle Namen geändert.

    Die vielen Gesichter von Corona

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